Hundstorfer hat die heiße AMS-Kartoffel
Ein derartiges Theater um die Bestellung eines Chefpostens im Arbeitsmarkt-Service ( AMS) gab es bisher noch nie. In der Schlammschlacht um die Spitze des Wiener AMS, das mit einem Budget von 350 Millionen Euro über ein Drittel aller AMS Fördermittel verfügt, muss nun Sozialminister Rudolf Hundstorfer ein Machtwort sprechen.
Der sozialpartnerschaftlich besetzte Verwaltungsrat (quasi Aufsichtsrat) stritt seit Februar und entschied am Dienstag wieder nicht. Kein Ruhmesblatt für die Sozialpartnerschaft.
Bis spätestens 1. Juli muss die Chefposition in Wien besetzt sein. Drei Kandidaten gingen wie berichtet in Rennen. Die langjährige Vize-Chefin Inge Friehs, der Arbeitsmarkt-Experte der Wiener Arbeiterkammer, Gernot Mitter und Petra Draxl, Abteilungsleiterin für den Europäischen Sozialfonds ESF im Ministerium.
Hundstorfer dürfte wenig Freude haben, dass ihm die Verwaltungsräte die heiße Kartoffel zuspielen. Die Arbeitnehmer-Vertreter wollen die von der Qualifikation her eindeutig erstgereihte Friehs, die auch die Unterstützung der Wirtschaft hat, verhindern. Denn die Wiener SP will für ihren ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (WAFF) mehr Einfluss auf das AMS und dessen Fördergelder.
Der zweitgereihte Mitter hat das Pech, ein Mann zu sein. Wäre mit Sicherheit ein Fall für die Gleichbehandlungskommission, wenn ein schlechter qualifizierter Mann einer besser bewerteten Frau vorgezogen würde. Abteilungsleiterin Draxl hat wiederum das Pech, dass ausgerechnet jetzt Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen einer Auftragsvergabe des Europäischen Sozialfonds an einen Ex- Geschäftspartner laufen. Am Dienstag stimmte, angeblich auf Weisung von ÖGB-Chef Erich Foglar, auch jener Gewerkschaftsvertreter gegen Friehs, der bis dahin immer für sie votiert hatte.
Über die Besetzungen aller anderen Landes-AMS einigten sich die Verwaltungsräte. Frauenfreundlichkeit bewiesen sie dabei nicht. In der Herren-Riege finden sich nur zwei Frauen. Birgit Gerstorfer in Oberösterreich und Helene Sengstbratl im Burgenland. Die burgenländische SP kritisierte Sengstbratls Verlängerung übrigens auf peinlich tiefem Niveau.
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