Ein Manager mit Ablaufdatum

Wirtschaft von innen: Die Symbolik könnte besser sein. Ausgerechnet am Allerheiligentag tritt Rudolf Kemler seinen Job als Alleinvorstand der Staatsholding ÖIAG an...
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Die Symbolik könnte besser sein

von Andrea Hodoschek

über den Alleinvorstand der Staatsholding ÖIAG

Die Symbolik könnte besser sein. Ausgerechnet am Allerheiligentag tritt Rudolf Kemler , 56, vormals Österreich-Chef von Hewlett-Packard (HP), seinen Job als Alleinvorstand der Staatsholding ÖIAG an. Die Wahrscheinlichkeit, dass er als ÖIAG-Boss die Nationalratswahlen 2013 nicht lange überdauern wird, ist relativ hoch. Denn die nächste Regierung wird die strategischen Weichen für die weitere Zukunft der ÖIAG neu stellen.

Kemlers Bestellung ging ein Hauen und Stechen zwischen dem von der Auto-Industrie dominierten ÖIAG-Aufsichtsrat und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger sowie Finanzministerin Maria Fekter voran. Spindelegger hatte den ehemaligen steirischen VP-Landesrat Herbert Paierl ins Rennen geschickt. Seit der schwarz-blauen Regierung erneuert sich der Aufsichtsrat der ÖIAG, die die Anteile des Bundes an den börse­notierten Schwergewichten Telekom, OMV und Post hält, selbst. Die Politik hat zwar als Eigentümervertreterin die Verantwortung, kann aber nicht mitreden. Nur zwei der zehn Kapitalvertreter im Aufsichtsrat sind wirklich unabhängig, der Rest ist ein geschäftlich verbande lter Freundesverein.

Kritikern gefällt gar nicht, dass die Kanzlei der Anwältin und ÖIAG-Aufsichtsrätin Theresa Jordis Hewlett-Packard als Kunden hat, Jordis sich aber bei der Wahl Kemlers nicht der Stimme enthielt. Rechtlich ok, aber keine gute Optik, monieren Insider. Jordis erklärte zuerst auf KURIER-Anfrage, sie müsse bei ihren Kanzleipartnern nachfragen, ob HP tatsächlich Kunde sei, berief sich dann aber auf ihre Verschwiegenheitsverpflichtung. HP bestätigt die Geschäftsbeziehung zur Kanzlei Dorda Brugger Jordis, betont aber, es handle sich um ein "im Umfang geringfügiges Mandat".

Jordis saß mit ÖIAG-Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer im Personalausschuss des Aufsichtsrates, die erste Sitzung mit den Kandidaten fand in ihrer Kanzlei statt. Jordis ist Mitterbauer übrigens als Aufsichtsratschefin der Miba und Vorstand seiner Privatstiftung verbunden. Jordis betont, dass sie mit Kemler weder beruflich noch privat irgendetwas bis zu seiner Bewerbung für die ÖIAG zu tun hatte und ihn bis dahin nicht kannte.

Meldungen im Endspurt der Bewerbungsschlacht, der Headhunter Zehnder habe Kemler auf Platz eins und Paierl auf Platz drei gereiht, dürften gezielt lanciert worden sein. Zehnder hatte gar keine Reihung vorgenommen. Kemler wurde inzwischen als ÖIAG-Chef zum Aufsichtsrats-Vorsitzenden von Telekom, Post und OMV bestellt. Was kritische Aktionäre angesichts seiner überschaubaren Kapitalmarkterfahrung nicht sehr freut.

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