Der Telekom-Deal des Martin Schlaff
Das Papier wird als eines der heißesten Dokumente der skandalgeschüttelten Telekom Austria gehandelt. Erst recht, seit News unter den 200.000 zugespielten E-Mails darüber einen Schriftverkehr samt einem Telekom-internen Vertragsentwurf veröffentlichte. Seitdem wird gerätselt, wer hinter der auf Zypern domizilierten Holdenhurst steht und wofür diese monatlich 200.000 Euro Beratungshonorar erhielt.
Vom Originalvertrag existieren nur zwei Exemplare, eines davon (bis dato nicht auffindbar) in der Telekom, das zweite in besagter Holdenhurst Limited, Nicosia. Diese gehört zu hundert Prozent der MS Privatstiftung des heimischen Milliardärs Martin Schlaff. Auftraggeberin in der mit 1. März 2007 datierten Vereinbarung war die Telekom-Tochter Mobilkom Austria.
Vertragsgegenstand: Die Beratung beim Erwerb der weißrussischen Mobile Digital Communications (MDC). Samt laufender Information über „ operational performance in Form von monatlichen Berichten inklusive financial and marketing package “. Über die Vertragsdauer bis 31. Oktober 2008 wurde ein monatliches Honorar von 200.000 Euro fixiert, die Telekom konnte mit dreimonatiger Frist kündigen.
Wären in Summe also vier Millionen Euro für die Holdenhurst gewesen. Es wurden aber nur 1,8 Millionen, denn Schlaff sollte mit der Telekom ein viel größeres Geschäft machen.
Weißrussland
Rückblende ins Jahr 2007. Die Telekom wollte in Weißrussland einsteigen. In Europas letzter Diktatur hielt der syrische Staatsbürger Eead Samawi, reich geworden mit Gemüse-Handel, 30 Prozent am Mobilfunkanbieter MDC/ Velcom und hatte gerade die restlichen 70 Prozent vom Staat übernommen. Die Telekom wollte mit Samawi, enger Vertrauter von Diktator Alexander Lukaschenko , ins Geschäft kommen. Samawi allerdings schwebte ein viel größerer Deal mit einem der europäischen Telekom-Riesen vor.
Also wandte sich der damalige Telekom-Chef Boris Nemsic an Schlaff, der als Mann fürs Grobe bereits den Kauf der bulgarischen MobilTel durchgezogen hatte. Der international tätige Schlaff kannte Samawi bereits seit längerem. Der Beraterauftrag lief über die Holdenhurst, an der einst auch die Schlaff-Partner Josef Taus, Ex-ÖVP–Chef und Ex-Banker Herbert Cordt treuhändig beteiligt waren.
Samawi hatte jedoch ein gröberes Problem. Er hatte sich mit dem Kauf der Staatsanteile finanziell überhoben. Schlaff wusste Abhilfe. Er finanzierte mit seiner Stiftung Samawi über eine Kapitalerhöhung den Kauf, kolportiert werden 250 bis 300 Millionen Dollar, und erhielt im Gegenzug eine Beteiligung am Mobilfunkanbieter von 25 Prozent. „Keine Bank hätte so ein Risiko eingehen können. Die Stiftung hat die Staatsanteile aus Eigenmitteln finanziert“, sagt Michael Hason. Der Steuerberater mit Kanzlei in der Praterstraße ist Stiftungsvorstand bei Schlaff und Director der Holdenhurst.
"Haben schön verdient"
Über Schlaff kam der damalige Telekom-Chef Boris Nemsic schließlich ans Ziel. In zwei Tranchen übernahm die Telekom die Velcom, die damals hohe Gewinne einfuhr. Der Kaufpreis bewegte sich insgesamt sich bei rund 1,3 Milliarden Euro.
Die Bilanz: Die Telekom bekam schuldenfrei den größten Mobilfunker Weißrusslands. Und Schlaff hatte wieder einmal ein gutes Geschäft gemacht. Was unterm Strich übrig blieb, will Hason freilich nicht beziffern. Nur soviel: „Wir haben schön verdient“. In Summe schätzungsweise 100 bis 200 Millionen Euro könnten es schon gewesen sein. Das Beraterhonorar wurde übrigens mit Unterschrift der Kaufverträge im November 2007 eingestellt.
Kein Geschäft ohne Schlaff
Hätte die Telekom das Geschäft nicht ohne die Zwischenstufe Schlaff machen können? „Nein“, argumentiert Hason. „Kein börsenotiertes Unternehmen oder eine Bank können es sich leisten, das Risiko einzugehen, dass ein paar hundert Millionen Euro auch weg sein können.“ Das könne „nur eine Eigentümer-orientierte Organisation, die mit ihrem eigenen Geld arbeitet“. Die Großbetriebsprüfung der Finanz prüfte den Deal sowohl bei der Privatstiftung als auch bei der Telekom Ende 2010 und fand, beteuert Hason, „keine Beanstandungen“.
Die Velcom war, sind sich Experten einig, auch für die Telekom ein gutes Geschäft. Das Unternehmen performt nach wie vor gut am Markt und ist im Kern gesund. Allerdings musste die in Euro bilanzierende Telekom in der Bilanz 2011 rund 300 Millionen Euro wegen des Verfalls der weißrussischen Währung abschreiben.
Schmiergelder?
Spekulationen, bei den Telekom-Deals seien von Schlaff Schmiergelder in Österreich geflossen, ärgern Hason ganz besonders. „Herr Schlaff und die Holdenhurst haben weder an aktive noch an passive Politiker, an Vorfeldorganisationen von Parteien oder Publikationen Geld bezahlt“. Nachsatz: „Er hat sich auch nie zur Jagd einladen lassen“. Schlaff pflege seine Jagdvergnügen selbst zu bezahlen.
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