Casinos & Schlaff: Glück währte nur kurz

Casinos & Schlaff: Glück währte nur kurz
Die Großprojekte des heimischen Glücksspielkonzerns und des Investors in Griechenland und Palästina begannen vielversprechend. Ernüchterung folgte.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Eine Autostunde von Athen, in bester Küstenlage, steht Europas größtes Casino. An den 80 Spieltischen und 1000 glitzernden Automaten drängten sich täglich fast 3000 Gäste, gezockt wurde rund um die Uhr. Das Ambiente vom Feinsten, am Parkplatz eine Luxus-Karosse neben der nächsten, gleich nebenan ein Fünf-Sterne-Designhotel und ein Konferenz-Center. Die Spielumsätze waren höher als in allen zwölf österreichischen Casinos zusammen. Heute sind die Croupiers in Loutraki unterbeschäftigt. Die schwere Staatskrise hat den Griechen, an sich leidenschaftliche Gambler, die Lust aufs Spiel gründlich verdorben. Wer nicht weiß, ob er morgen noch seinen Job hat, trägt sein Gerstl vorsichtshalber nicht gleich ins Casino. Und diejenigen, für die Geld keine Rolle spielt, wollen nicht unbedingt von der Finanz am Roulettetisch beobachtet werden und weichen nach Mazedonien aus. Da helfen selbst Extra-Jackpots ("For more adrenalin") und Ausschüttungen von 500.000 Euro - als "Cash-Rain" in Barem versteht sich - nicht viel. Verständlich, dass Karl Stoss, Chef des heimischen Glücksspielkonzerns Casinos Austria, die Beteiligung an Loutraki lieber heute als morgen los wäre. Eventuell wolle er nun Gespräche führen, "ob jemand unsere Anteile übernimmt", orakelte Stoss kürzlich im Klub der Wirtschaftspublizisten. Das bis zum Ausbruch der griechischen Tragödie höchst lukrative Investment wurde mittlerweile auf eine Million Euro abgeschrieben. Wenn Stoss allerdings Pech hat, muss er die griechische Beteiligung, derzeit durch die verschachtelte Eigentümerkonstruktion durchgerechnet knapp fünf Prozent, sogar aufstocken. Die inzwischen gefeuerten Chefs der Auslandstochter Casinos Austria International (CAI) hatten vor einigen Jahren das CAI-Casino in Belgrad an die Club Hotel Loutraki verkauft. Im Gegenzug hätte die CAI ihre Beteiligung an Loutraki auf 16 Prozent aufstocken sollen, Gesamtwert des Deals rund 45 Millionen Euro. Der Loutraki-Mehrheitseigentümer, die zum israelischen Glücksspielkonzern Queenco gehörende Vantasa Holding, hat eine entsprechende Option und diese im Vorjahr geltend gemacht. Seitdem wird vor Gericht gestritten.

Casinos & Schlaff: Glück währte nur kurz

Vielleicht könnte der als risikofreudig bekannte Investor Martin Schlaff einspringen? Er ist ebenfalls Mitaktionär an Loutraki, und zwar über die CA Greece . An dieser halten Schlaff und die Casinos Austria je 50 Prozent. Auf Anfrage gibt es allerdings nur das im Hause Schlaff meist übliche Statement, man wolle zur Angelegenheit keinen Kommentar abgeben. Die Beziehung der Casinos Austria zu Schlaff, hierzu lande durch seine Deals mit der Telekom Austria in Weißrussland und Bulgarien breiter bekannt geworden, knüpfte Ex-Casino-Chef Leo Wallner . Dessen einstiges Image als Saubermann durch die Affäre um das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) mittlerweile tiefe Risse bekommen hat. Beide, Schlaff und Wallner, sind wiederum Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner freundschaftlich verbunden, der neben seinem Banker-Job etliche Jahre hoch dotiert im Vorstand der Casino-Tochter Lotterien saß.

Casinos & Schlaff: Glück währte nur kurz

Hier schließt sich der Kreis zu einem Großprojekt der Casinos, das äußerst vielversprechend begann und inzwischen auf einen Euro abgeschrieben ist. Schauplatz-Wechsel ins palästinensische Westjordanland nach Jericho. Die Idee war bestechend. Da Glücksspiel in Israel verboten ist, wurde im Palästinensergebiet ein luxuriöser Spieltempel samt Hotel aus dem Boden gestampft. Die Eigentümergesellschaft, die CAP Holding AG , domiziliert in Liechtenstein. 17,52 Prozent hielten die Casinos Austria, 18,18 Prozent der Palästina Investment Funds, quasi die Beteiligungsholding der palästinensischen Selbstverwaltung, 52,6 Prozent die MS Privatstiftung von Schlaff und 11,7 Prozent die Bawag. Das Casino Oasis erwies sich als wahre Goldgrube. "Oasis ist weltweit eines der erfolgreichsten Casinos. Bei allen internationalen Präsentationen werden wir auf ,the miracle of Jericho` angesprochen", jubelte Wallner damals. 1800 palästinensische Mitarbeiter kümmerten sich um bis zu 10.000 Gäste täglich, bis zu einer Million Dollar Gewinn pro Tag wurde eingespielt. Das große Glück von Jericho währte leider nur kurz. Mit Beginn der zweiten Intifada musste der Betrieb im Oktober 2000 geschlossen werden, die israelische Armee beschoss das Gebäude mit einer Panzergranate. Während die Schlaff-Stiftung und die Casinos ihren Anteil relativ bald abschrieben, wertete die Bawag ihre Beteiligung in Zusammenhang mit ihren Karibik-Verlusten sogar auf und der ehemalige Eigentümer ÖGB haftete mit 120 Millionen Euro dafür. Erst 2005 wurde auf null wertberichtigt und die Anteile ein Jahr später an einen palästinensischen Geschäftsmann verkauft. Ganz haben die Oasis-Eigentümer die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Das Hotel ist in Betrieb und läuft so recht und schlecht. Das eingemottete Casino wird regelmäßig gewartet. "Wir könnten in einer Woche wieder aufsperren", heißt es bei den Casinos Austria. Von einer Wiedereröffnung kann freilich erst die Rede sein, wenn der Friedensschluss zwischen Israel und den Palästinensern gelingt.

Kommentare