Attila, der Fußball-König

Wenn alles rund läuft, bleiben DO&CO-Chef Attila Dogudan nach dem Finale in Kiew zwei Millionen Euro Gewinn.
Einer hat schon gewonnen: DO&CO wird in Polen und der Ukraine mehr als 80.000 VIP-Gäste verköstigen.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

In seinem Business braucht man starke Nerven. Die hat Attila Dogudan, Gründer und Chef des börsenotierten Cateringkonzerns, zweifellos. Trotzdem ist der leidenschaftliche Vielarbeiter und Perfektionist derzeit hochgradig nervös: "Wir sind alle angespannt. Das ist wie bei einer Theaterpremiere, selbst wenn man schon viele Stücke gespielt hat. Und diesmal ist die Herausforderung wirklich extrem." Weniger in Polen, wo EU-Standards gelten, als in der Ukraine. Acht Stadien, 19 Spieltage, rund 1,4 Millionen Zuschauer, dazu an die 200.000 VIP-Gäste. Nach der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen ist die EURO die drittgrößte Sportveranstaltung weltweit. DO&CO serviert nicht nur Steaks und Hummer, sondern ist für die gesamte Hospitality zuständig. Für Wasser- und Stromversorgung, Klimatisierung, Beleuchtung, Zelte, Mobiliar, Dekoration und Unterhaltungsprogramm. 4000 Mitarbeiter und 300 Lkw-Züge sind im Großeinsatz. Eine winzige Panne kann fatale Folgen haben. "Es geht um unendlich viele Details, das erfordert höchste Konzentration. Funktioniert eine Kleinigkeit nicht, kann die ganze Kette zusammenbrechen", veranschaulicht Dogudan die logistische Komplexität. Ein Kurzschluss in einem der Übertragungsbildschirme kann einen Stromausfall bei den Klima-Anlagen und in der Küche auslösen. Dann wird`s ungemütlich. "Das Umfeld interessiert keinen, die Leute zahlen schließlich eine Menge Geld. Und wir wollen am Ende des Tages als Top-Marke für Verlässlichkeit und österreichische Gastlichkeit stehen." Funktioniert alles reibungslos, bleiben Dogudan von 40 Umsatzmillionen runde zwei Millionen Euro Gewinn übrig – egal, wie der Ticketverkauf läuft. DO&CO hat den Vertrag mit der UEFA, die Tickets und VIP-Packages vermarktet. Einen Teil davon nehmen Sponsoren ab, um ihre Kunden zu beglücken. Allen voran der Kreditkarten-Anbieter Mastercard, der japanische Elektronik-Konzern Sharp, die BP-Tochter Castrol, der Reifenhersteller Continental, der dänische Bierbrauer Carlsberg und der koreanische Autobauer Hyundai-Kia. Angesichts der instabilen Wirtschaftslage sind die Firmen diesmal freilich sparsamer und laden weniger Kunden ein.

Attila, der Fußball-König
Andrea Hodoschek

Die UEFA wird trotzdem wieder ein gutes Geschäft machen. Der Rest der Packages geht zu geschmalzenen Preisen in den Einzelverkauf. Für das Finale in Kiew sind pro Person 6900 Euro hinzublättern, Minimum-Order zwei Packages. Alle fünf Matches in Warschau inklusive Viertel- und Halbfinale kosten die Kleinigkeit von 13.400 Euro. Dafür wird einiges geboten: Eintrittskarten für die beste Sitzplatzkategorie, Begrüßungscocktails, "kulinarische Köstlichkeiten der absoluten Spitzenklasse vor, während und nach dem Spiel" sowie "persönliche Betreuung durch zuvorkommende Hostessen und freundliches Personal". Ein Auto-Parkplatz vor dem Stadion ist auch noch drin. Nicht inkludiert ist der Abstellplatz für den Privatjet, den müssen die zahlreich erwarteten Oligarchen zusätzlich berappen.

Lehrgeld

Attila, der Fußball-König

Während die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz ein Heimspiel für DO&CO war, zahlte der Selfmade-Unternehmer mit ausgeprägtem Hang zum autoritären Führungsstil bei seiner ersten Europameisterschaft in Portugal teures Lehrgeld. Ein Drittel der Mannschaft wird immer lokal angeworben. Vor dem ersten Anpfiff waren plötzlich einige Hundert portugiesische Mitarbeiter im Stadion verschollen. Unauffindbar unter 60.000 Zuschauern. Sie hatten die wochenlange Einschulung nur mitgemacht, um an die Eintrittsausweise zu kommen. "Wir mussten binnen kürzester Zeit Ersatz-Mitarbeiter aus Österreich und unseren internationalen Standorten einfliegen. Das hat uns Millionen gekostet, so was passiert uns nicht mehr", ärgert sich Dogudan heute noch. Abseits der EURO heißt’s für Dogudans Truppe Business as usual. Während in Polen und der Ukraine gekickt wird, stehen der Grand Prix in Montreal und in Valencia auf dem Programm. Nach dem Schlusspfiff in Kiew beginnt das Reit- und Springturnier in Aachen mit rund 30.000 Gästen. Weniger sportlich war vor Kurzem die Eröffnung der Chelsea Flower Show, dafür durfte Dogudan mit seinem britischen Partner Fortnum & Mason auf der weltberühmten Gartenschau erstmals die Queen höchstpersönlich einkochen. Grantig wird Dogudan, der aus einem winzigen Delikatessengeschäft in der Wiener Innenstadt ein schuldenfreies Gourmet-Imperium mit knapp 470 Millionen Umsatz und mehr als 4000 fixen Mitarbeitern aufbaute, wenn die Rede auf das Anfütterungsverbot kommt. "Wer glaubt, mit dem Verbot einer Einladung zum Beach-Volleyballturnier, den Salzburger Festspielen oder zum Hahnenkamm-Rennen Bestechung verhindern zu können, ist am Irrweg." Firmen, die bestechen wollen, "finden andere Wege". Dogudan rechnet nicht nur für DO&CO mit Umsatzeinbußen am Wörthersee und in Kitzbühel, "das trifft alle Hotels und Restaurants. Für ein Tourismusland wie Österreich verrückt".

Catering: Fest der Superlative

Dimensionen Bei 31 Spielen in acht Stadien sind mehr als 4000 Mitarbeiter im Einsatz. Die VIP-Zelte und Lounges umfassen rund 80.000 Quadratmeter Fläche. Die Buffets reihen sich auf einer Länge von 5,8 Kilometern. 250 Kilometer Kabel werden verlegt, 20.000 Stühle und 3500 Tische aufgestellt. Equipment, Lebensmittel und Getränke werden mit 300 Sattelschleppern transportiert. Für 80.000 VIP-Gäste werden 15 Tonnen Erdbeeren, 12.000 Liter Olivenöl, 30.000 Kilo Rindsfilets und Lammkotelettes, 9000 Liter Schlagobers, 60.000 Kilo frisches Gemüse und Unmengen an Meeresfrüchten verarbeitet.

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