AMS: Anfrage an Sozialminister / IT lahmgelegt

Wirtschaft von innen: OeBS Provisionsskandal: Die Frage der Revision
Die ÖVP will die Hintergründe des Postenschachers um die Führung des AMS erhellen. Zu allem Überdruss hat man dort derzeit ein gröberes IT-Problem.
Andrea Hodoschek

Andrea Hodoschek

Mit einer parlamentarischen Anfrage an Sozialminister Rudolf Hundstorfer, SP, will die ÖVP die Hintergründe des Postenschachers um die Führung des Wiener Arbeitsmarktservice ( AMS) erhellen. Überschrift der Anfrage, die am Freitag Nachmittag eingebracht wurde: "Parteipolitische Einflussnahme auf die Besetzung des Chefpostens".

Hundstorfer hat, wie berichtet, nicht die bestqualifizierte Kandidatin, die langjährige, stellvertretende AMS-Wien-Chefin Ingeborg Friehs , mit 1. Juli zur neuen Chefin bestellt. Sondern die dritt- und somit letztgereihte Bewerberin, seine Abteilungsleiterin Petra Draxl.

Durch die Bestellung Draxls "entsteht nun der unabweisliche Eindruck, dass beim AMS die Wünsche der Wiener SPÖ im Sinne einer Parteibuchwirtschaft Vorrang vor der Qualifikation haben",übt der VP-Abgeordnete und Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner in der Anfrage scharfe Kritik an der Minister-Entscheidung. Haubner will wissen, warum Hundstorfer "die geringe Erfahrung von Frau Draxl"höher eingestuft habe und ob es "Interventionen aus der Führungsebene der Gemeinde Wien"gegeben habe. Er will von Hundstorfer wissen, ob von ihm selbst oder seinem Büro "in diesen Bewerbungsprozess in irgendeiner Weise eingegriffen wurde".Und warum Draxl auch dem zweitgereihten Kandidaten vorgezogen wurde.

Im KURIER-Gespräch fordert Haubner, ebenso wie schon Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl , den Minister auf, die Entscheidung zurückzuziehen und Friehs zu bestellen. "Gerade in Zeiten, in denen Wien vor großen Herausforderungen am Arbeitsmarkt steht, muss die bestgereihte Kandidatin bestellt werden", argumentiert Haubner. Es sei unverständlich, warum Hundstorfer den Weg der Sozialpartnerschaft verlassen habe – seit 12 Jahren sei vereinbart, dass innerhalb der AMS-Organisation die von einem objektiven Berater bestgereihten Kandidaten zum Zug kommen.

 

 

Zu allem Überdruss hat das gesamte AMS derzeit ein gröberes IT-Problem. Nach einem zweijährigen Ausschreibungskrieg schloss das AMS im Herbst 2011 mit IBM einen Fulloutsourcing-Vertrag auf acht Jahre über 173 Millionen Euro. Heißt, IBM betreut sämtliche IT-Dienstleistungen für das AMS – rund 7600 Computerarbeitsplätze an 160 Standorten österreichweit. Pro Jahr will sich das AMS dadurch 15 bis 20 Prozent der IT-Kosten ersparen.

Mit der ursprünglich für Anfang Juni geplanten Umstellung wurde Donnerstag und Freitag aber nicht nur die IT, sondern gleich das gesamte AMS lahmgelegt. Die Homepage war außer Betrieb und in der Telefonzentrale lief lediglich ein Tonband mit Verweis auf kommenden Montag. Der Großteil der Mitarbeiter durfte sich über zwei Tage Betriebsurlaub freuen. Die Internetangebote sind sogar bis 10. Juli nicht verfügbar.

Das sei halt so bei einer Umstellung, erklärt man in der AMS-Pressestelle. Wird die U-Bahn renoviert, "fährt sie ja auch nicht". Alle Kunden seien rechtzeitig informiert worden und Fristen würden nicht verfallen. "Das ist keineswegs üblich und liegt an der Projektplanung. Kein großes Privatunternehmen könnte es sich leisten, tagelang nicht online zu sein", schütteln IT-Experten den Kopf.

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