Daheim im August - Teil 3

wien MITTE: Weihnachtswunder
wien MITTE: Ernst Moldens kleine Sommerserie im August.

Ich berichte nun vom Naturdenkmal No. 50 in der offiziellen Auflistung der Stadt Wien, wobei es sich um "Mehrere Kieferngruppen im Krapfenwaldbad" handelt. Oja, das Krapfenwaldl, da war ich öfters, vor, sagma einmal, 30 bis 35 Jahren. Es war dabei jenes Bad in meiner Gegend, das ich am seltensten aufsuchte. Zur schnellen Erfrischung suchte ich als Heiligenstädter das Hohe Warte Bad auf, aus Gründen des Abenteuers radelten wir huckleberrymäßig in die Kloburger Au. Ins Krapfenwaldl begab ich mich hingegen eher zweckgebunden, zur Verehrung von Döblinger Mädchen. Das waren winters irgendwie aschfarbene Wesen, die mit der Frühlingssonne an Haut und Haupthaar ergüldeten und zu Ferienbeginn pünktlich ausschauten wie Goldene Kälber. Ihre Reize sprachen mich an. Aber, ach, auch die Döblinger Burschen waren da. Schon seinerzeit irgendwie maßlos trainiert, mit Boxershorts, als wir Heiligenstädter noch Tanga trugen, und mit diesen gesunden roten Flecken auf den Wangen, als würden sie sich dafür eigens in der Umkleide eine herunterhauen.

Meine Heiligenstädter Kumpels und ich fremdelten und wurden befremdelt. Aber wir hupften dennoch in die azurenen Becken des schönen städtischen Bades mit seinen beeindruckenden Dächern, und dann lagen wir im Schatten des Naturdenkmales No. 50 herum, die Kerne von vor dem Bad erworbenen Kirschen ausspeiend. Über uns die Waldkiefer, Pinus silvestris, ein so genügsamer wie majestätischer Baum, duftend und malerisch. Dem Krapfenwaldhügel, am Saum des großen Waldes über der großen Stadt, verleihen diese Bäume etwas Mediterranes, kneift man die Augen zusammen, vermeint man in adriatische Buchten zu schauen, statt in Grinzinger Häuserzeilen.

1612 kam ein Schmied auf Wanderschaft hier vorbei. Es war Fasching, von Grinzing roch es nach den Völlereien der Wiener herauf. Da stellte der Teufel dem Schmied einen Teller Krapfen hin, seine Seele dafür verlangend. Der Schmied aß die Krapfen, nahm den Hammer und drosch auf den Teufel ein, bis der jaulend entwich. Wir hingegen verließen erfrischt das Krapfenwaldl und zogen heim nach Heiligenstadt, down to the river, wo wir hingehörten. Fortsetzung folgt.

ernst. molden(at)kurier.at

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