Internet

Das Internet ist ein umgestülptes Kaffeehaus, der Ort für Menschen, die Gesellschaft brauchen und allein sein wollen.

über das Internet

Ich würde jetzt nicht so weit gehen zu sagen, dass das mit dem Internet ohnehin nichts wird. Ich war schon dort und fand es nett.

Das Internet ist ein umgestülptes Kaffeehaus, der Ort für Menschen, die Gesellschaft brauchen und dabei allein sein wollen. Und die mächtigen Algorithmen machen es zur größten Assoziationsmaschine, die die Welt je gesehen hat. Weil ich jetzt dann gleich Letztgültiges über digitale und analoge Buchhandlungen zu schreiben gedenke (mein aztekischer Schamane hat mir gesagt, dass man Depressionen mit Größenwahn ganz gut in den Griff bekommen kann), warf ich die Maschine an: Sag mir alles über Amazon. Jetzt weiß ich nicht nur, dass mir eine Aufführung von Kleists Penthesilea den schönsten Theaterabendmeines jungen Lebens beschert hat, sondern noch viel mehr. In den Amazonen-Werken zum Beispiel werden, falls es Sie interessiert, nicht Penthesilea-Puppen hergestellt, sondern Sämaschinen, Düngerstreuer und Pflanzenschutzgeräte. Das ist auch mein Problem mit Amazon. Die berühmte Empfehlungsfunktion ist ein angejahrter Düngerstreuer im Vergleich zu einer wirklich guten Buchhandlung. Ich kaufe nicht mehr bei Amazon, sondern ausschließlich bei Hartlieb in der Währingerstraße. Ein sehr kleines Geschäft, aber was immer ich gerade gerne hätte, es ist dort, und seien es „Die Cantos“ von Ezra Pound oder der Briefwechsel zwischen Carl Schmitt und Ernst Jünger. Neulich dachte ich: Wenn die wirklich so gut sind, wie ich glaube, verkaufen sie „Inferno“, den neuen Dan Brown (übrigens eine seltsame Mischung aus Baedeker und Krassnitzer), in der englischen Version. Schund konsumiert der Bildungsbürger im Original. So war es auch, und ich war begeistert. Wie bin ich jetzt eigentlich darauf gekommen?

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