Pröll wie Ostermayer betonen die friedliche Koexistenz der Häuser.

von Thomas Trenkler

über die geplanten Häuser der Geschichte in St. Pölten und Wien.

Niederösterreich hat die Nase vorne, daran besteht kein Zweifel: Im März 2014 verkündete VP-Landeshauptmann Erwin Pröll, dass im Landesmuseum von St. Pölten ein Haus der Geschichte eingerichtet werde. Neun Monate später zog SP-Kulturminister Josef Ostermayer nach: Er ließ in der Neuen Hofburg Platz für ein Haus der Geschichte der Republik schaffen.

Pröll hatte natürlich die Querelen rund um das lange geplante Projekt der Republik verfolgt. Und es bereitete ihm wohl auch Genugtuung, der Regierung, die das Haus der Geschichte 2013 erneut ins Koalitionsabkommen aufgenommen hat, zuvorzukommen.

Zudem konnte er sich auf den Kultursenat des Landes berufen, der eine "umfassende Darstellung der Geschichte Niederösterreichs" empfohlen hatte.

Der Historiker Stefan Karner, mit dem Konzept betraut, interpretierte das Wort "umfassend" als Auftrag: "Wir machen kein Haus, das regional beschränkt ist", erklärte er am Freitag. Ihn interessiert im Zusammenhang mit dem "Kernland des alten Österreichs" der zentraleuropäische Raum – also das Gebiet der ehemaligen Monarchie. Die Dauerausstellung werde in der Urgeschichte ansetzen, ergänzte Pröll, der Schwerpunkt aber auf der Zeit "ab 1848" liegen. Zudem solle das "Haus der Geschichte Niederösterreichs" die "Demokratie stärken".

Dies erinnert stark an die vom Historiker Oliver Rathkolb formulierte Vision für das "Haus der Geschichte der Republik": Es soll "zur Stärkung der Zivilgesellschaft" beitragen – und beginnt, um die Demokratiebestrebungen in der Monarchie zu erklären, bei der Revolution 1848.

Sowohl Karner als auch sein Gegenspieler Rathkolb setzen auf die "Aura des Originals" (obwohl die wichtigsten Urkunden in Moskau oder Passau sind). Aber von einem Match wollen beide Seiten nichts wissen: Pröll wie Ostermayer betonen die friedliche Koexistenz der Häuser, Karner und Rathkolb pflegen regen Gedankenaustausch. Zudem will Ostermayer bis zum 24. April eine von der SP-VP-Regierung beschlossene Steuerungsgruppe zusammengetrommelt wissen, in der auch die Landeshauptleutekonferenz vertreten ist.

Gespannt darf man trotzdem sein, wie in den beiden Häusern, die 2017 bzw. 2018 eröffnet werden sollen, z. B. mit dem Niederösterreicher Engelbert Dollfuß, dem Austrofaschismus und dem Februar 1934 umgegangen wird.

Am 18. April öffnet das Literaturmuseum seine Pforten. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek, hat daher zum Pressegespräch am 17. April eingeladen. Auch Ostermayer werde zugegen sein. Zeitgleich wollte Robert Meyer, Direktor der Volksoper, seine Jahrespressekonferenz abhalten. Zwei Termine zur gleichen Zeit sind an sich kein Problem bei derart unterschiedlichen Themen. Doch nun wurde die Info-Veranstaltung der Volksoper zwei Tage vorverlegt. "Aus dispositionellen Gründen", wie es heißt. Was stimmen dürfte. Denn Ostermayer will, dem Gerücht nach, auch an dieser Pressekonferenz teilnehmen. Warum? Weil der Vertrag von Meyer um fünf Jahre verlängert wird? Klingt sehr wahrscheinlich.

Kommentare