Schießen Sie nicht auf den Pianisten!

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Die Glock ist Handfeuerwaffe mit äußerst hoher Treffsicherheit. Waffen dienen dazu, Menschen zu töten. Man feierte trotzdem.

von Thomas Trenkler

über die Musiktheaterpreise

Der Verdacht, dass die Kulturnation ein Operettenstaat ist, hat sich am Montagabend wieder einmal bestätigt: Im Ronacher wurden die österreichischen Musiktheaterpreise vergeben. Da die Staatsoper in weiser Voraussicht nie Produktionen einreicht, gingen die Goldenen Schikaneders mit erstaunlicher Verteilungsgenauigkeit an die Bühne Baden, das Landestheater Linz, die Oper Graz, das Tiroler Landestheater, die Volksoper Wien und das Salzburger Landestheater.

Mitfinanziert wurde die föderalistische Nabelschau "by Familie Gaston und Kathrin Glock". Die Glock ist eine vom Bundesheer initiierte Handfeuerwaffe mit äußerst hoher Treffsicherheit. Waffen dienen dazu, Menschen zu töten. Man feierte trotzdem. Ausgezeichnet wurden u. a. Uwe Kröger, Neil Shicoff, Jennifer Maines – und der Pianist Markus Hinterhäuser. Denn die von ihm geleiteten Festwochen seien das beste Festival. Ein Nouvelle-Vague-Klassiker von François Truffaut heißt "Schießen Sie auf den Pianisten". Möge dies nie passieren.

Die "Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken", die am 13. Juni im Rahmen des Festwochen-Formats "Into The City" am Morzinplatz stattfinden soll, sorgt für erhebliche Aufregung. Wie berichtet, beklagt das Team um Eduard Freudmann politische Einflussnahme: Auf massiven und wochenlangen Druck des Büros von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) habe Kurator Wolfgang Schlag den Grün-Politiker Harald Walser von der Teilnehmerliste einer in die "Gedenkfeier" integrierten Podiumsdiskussion gestrichen. Walser betonte in einer Aussendung, dass sich die vom Steuerzahler finanzierten Festwochen "nicht im Besitzstand von Andreas Mailath-Pokorny" befinden. Die beteiligte Gruppe Schnittpunkt will sich daher nicht beugen: Sie versandte am Dienstag ein Mail – mit Walser als Teilnehmer.

Ulrike Sych, designierte Rektorin der Wiener Musikuniversität, hat bereits ihre Stellvertreter nominiert. Drei der vier Vizerektoren kommen aus dem Haus: Barbara Gisler-Haase (Professorin für Querflöte), Gerda Müller (Abteilung für Personalmanagement) und Amtsdirektor Johann Bergmann (Zentrum für Finanz- und Rechnungswesen). Als Vizerektor für Außenbeziehungen soll Christian Meyer, bisher Leiter des Arnold Schönberg Centers, fungieren. Auch Regula Rapp, die ursprünglich als Nachfolgerin für Rektor Werner Hasitschka berufen worden war, hätte Meyer geholt. Gerüchteweise soll sich der extern besetzte Universitätsrat für ihn ausgesprochen haben.

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