Strikt nach Marktanteil: Filmförderung für Blockbuster!

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Es wird sich also nichts ändern

von Thomas Trenkler

enttäuscht über die Medienpolitik

Josef Ostermayer war, das steht außer Zweifel, der engagierteste Kulturminister zumindest seit Rudolf Scholten. Er brachte beispielsweise die Stiftung Leopold dazu, ihren jahrzehntelangen Widerstand gegen die physische Rückgabe von NS-Raubkunst aufzugeben. Das kostet den Steuerzahler zwar eine Million Euro pro Jahr; aber dass die vergleichsweise niedrige Subvention für das Museum (bisher 3,36 Millionen Euro) angehoben werden musste, war klar.

Im Medienbereich hingegen blieb Ostermayer einiges schuldig. Er machte klarerweise ein betroffenes Gesicht, als er über die wirtschaftlichen Probleme einer Qualitätszeitung informiert wurde. Zu einer Reform der Presseförderung kam es jedoch nicht. Der Minister verteidigte geradezu die Schaltung von Regierungsinseraten bevorzugt in Boulevard- und Gratiszeitungen. Aufgrund deren freundlicher wie unkritischer Berichterstattung war Josef Ostermayers Kompagnon Werner Faymann schließlich groß geworden. Und wohl nicht ohne Grund gab der Kanzler von Dichands Gnaden einem Blatt namens Österreich die „mit Abstand“, so eine Hochrechnung des Standards, meisten Interviews.

Doch dann stolperte der Kanzler – und sein Nachfolger Christian Kern versprach einen „New Deal“. Im KURIER war am Sonntag das Zitat zu lesen: „Jetzt zahlt es sich wieder aus, bei der SPÖ zu sein.“ Man ist also nicht wegen einer Gesinnung oder Haltung bei einer Partei, sondern weil es sich für einen persönlich auszahlt.

Bisher hatte Ihr Tratsch-Partner den Slogan „New Deal“ anders interpretiert – in der Hoffnung, dass sich die Clique, die nun an der Macht ist, es besser machen möchte. Doch Thomas Drozda, der neue Kulturminister, will die Inserate der Regierung „strikt nach Marktanteil in der Mediaanalyse“ vergeben. Es wird sich also nichts ändern: Man greift dem Boulevard unter die Arme; die Qualitätszeitungen hingegen, die eine demokratiepolitisch wichtige Kontrollfunktion ausüben und Meinungsvielfalt ermöglichen, bekommen fast nichts.

Der Minister könnte argumentieren, dass es unverantwortlich sei, in Medien zu werben, mit denen man nur einen Bruchteil der Bürger erreicht. Und man könnte entgegnen: Ja, der Handel achtet natürlich auf die Reichweite eines Mediums. Denn er will über Produkte und Aktionen informieren. Die Inserate der öffentlichen Hand und der staatsnahen Betriebe haben aber zumeist keine Aussagen. Die Stadt Wien zum Beispiel inseriert – vornehmlich in befreundeten Medien – die grafisch gestaltete Seite „Musikstadt Wien in Zahlen“, auf der man staunend erfährt, dass es 450 Bälle pro Saison gibt. Zudem weist die Stadt Wien gerne auf anstehende Wahlen hin – wohl weil man ansonsten, trotz der Wahlkampfberichterstattung, nicht wüsste, dass Wahlen anstehen.

Machen wir uns nichts vor: Derartige Einschaltungen sind Subventionen. Und mit Subventionen ist verantwortungsvoll umzugehen. Eine Vergabe „strikt nach Marktanteil“ jedoch widerspricht den Grundsätzen einer zeitgenössischen Kulturpolitik, die sich das Ziel gesetzt hat, in erster Linie Belangvolles zu fördern, das ohne Stützung nicht überlebensfähig wäre. Aber vielleicht ist genau das der „New Deal“: Drozda investiert „strikt nach Marktanteil“ zehn Prozent der Filmfördermittel ins Arthouse-Kino – und 90 Prozent in Hollywood-Blockbuster. Gute Nacht!

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