Eine Erläuterungstafel für den Karl-Böhm-Saal

Der Karl-Böhm-Saal im Salzburger Festspielbezirk soll mit einer Erläuterungstafel ausgestattet werden.
Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Man muss Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler Respekt zollen

von Thomas Trenkler

über die Stellungnahme zur NS-Vergangenheit Karl Böhms

Es ist schon einige Zeit her. Am 23. März 2015 stellte sich Ihr Tratsch-Partner die Frage, ob der Interpretationspreis des Landes Steiermark wirklich nach Karl Böhm benannt sein sollte, der ein "Hitler-Günstling" war. Und er meinte, dass man sich auch in Salzburg dem Problem stellen könnte. Denn nach Böhm, Ehrenbürger der Stadt, sei im Stadtteil Parsch ein Weg benannt – und "ihm zu Ehren" gebe es im Festspielbezirk den Karl-Böhm-Saal.

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Der verharmlosende Eintrag zu Böhm im Salzburgwiki der Salzburger Nachrichten hat sich seit damals nicht essenziell geändert. Bei den Festspielen aber prüfte man die Causa. Und man muss Helga Rabl-Stadler, der Präsidentin, Respekt zollen: Die Stellungnahme zu Böhm, der "prägenden Dirigentenpersönlichkeit bei den Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg" (neben dem "alles beherrschenden" Herbert von Karajan"), fiel kritisch aus.

Ein paar der erwähnten Fakten: Auf Fürsprache Adolf Hitlers wurde Böhm 1934 Nachfolger von Fritz Busch an der Semperoper in Dresden, den das NS-Regime zum Rücktritt und zur Emigration gezwungen hatte. Nach seiner Berufung tat sich Böhm mit Sympathiekundgebungen für die Nazis hervor. Am 30. März 1938, kurz nach dem "Anschluss" Österreichs, dirigierte Böhm im Wiener Konzerthaus: Er begrüßte das Publikum mit dem Hitlergruß, ohne dazu verpflichtet gewesen zu sein, und ließ das Horst-Wessel-Lied spielen. 1943 wurde er auf Wunsch Hitlers Direktor der Staatsoper, auf Intervention von Reichsleiter Baldur von Schirach erhielt er die arisierte Villa Regenstreif in der Sternwartestraße.

Und 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, nahm Hitler ihn in die "Gottbegnadeten-Liste" auf, was einer Freistellung vom Militärdienst gleichkam. Im April 1945 entfernten die Alliierten Böhm wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime (obwohl er – im Gegensatz zu Karajan – kein NSDAP-Mitglied war) von seinem Direktorenposten und belegten ihn mit einem Auftrittsverbot, das erst 1947 aufgehoben wurde.

In der Zusammenfassung heißt es: "Böhm war ein Profiteur des Dritten Reichs und arrangierte sich für die Karriere mit dem System. Sein Aufstieg wurde durch die Vertreibung jüdischer und politisch missliebiger Kollegen begünstigt." Aber er habe zumindest "keine antisemitischen Äußerungen getätigt".

Aufgrund der "außergewöhnlichen künstlerischen Verdienste" des Dirigenten vertritt das Festspieldirektorium die Meinung, dass der Böhm-Saal nicht umbenannt werden solle. Man schlug dem Kuratorium jedoch vor, beim Eingang zum Saal eine Erläuterungstafel anzubringen – "analog zur Vorgehensweise der Stadt bei belasteten Straßennamen". Rabl-Stadler erklärte dem KURIER, dass der Antrag einstimmig angenommen wurde. Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, "wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender".

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Im Graz geht man die Sache gemütlicher an. Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) bat zwar die Kunstuni, ihm Vorschläge für die Umbenennung des Karl-Böhm-Preises zu unterbreiten. Doch dort ist man noch zu keinem Ergebnis gekommen.

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