Mysteriöse Kosten-Kalkulationen und Rabatt-Aktionen

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Wie kann Pröll ein HDG um einen Bruchteil realisieren? Oder lebt man im Bund auf zu großem Fuß?

von Thomas Trenkler

über die beiden "Häuser" der Geschichte:

Mitunter ist manches mysteriös. Und niemand kann es erklären.

Denken wir doch nur an die Häuser der Geschichte, die derzeit im Entstehen begriffen sind. Interessanterweise ist keines ein "Haus": Sie sorgen, wie zu hoffen ist, für eine hochwertige Nutzung bestehender Gebäude. Das HDG Niederösterreich wird in der Shedhalle und den angrenzenden Räumen im Obergeschoß des Landesmuseums von St. Pölten realisiert. Und das HDG Österreich in der Beletage der Neuen Burg.

Die Dauerausstellung in St. Pölten darf sich auf rund 2000 Quadratmetern ausbreiten, hinzu kommt ein 530 qm großer "Vertiefungsraum". Am Heldenplatz eroberte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) 2200 qm für die Dauer- samt Sonderausstellung.

Da wie dort gibt es Nebenflächen, zum Beispiel gemeinsam genutzte Foyers. Weil im Falle der Neuen Burg auch das imperiale Treppenhaus in die Präsentation einbezogen wird, könnte man sagen, dass beiden "Häusern" etwa 2500 qm zur Verfügung stehen. Folglich müssten auch die Kosten etwa gleich sein. Sind sie aber nicht.

Die Shedhalle, 1995 eröffnet, muss natürlich nicht saniert werden. Es braucht auch keinen neuen Brandschutz, der im Fall der Neuen Burg 5,4 Millionen Euro ausmachen dürfte. Wir vergleichen also nur die Ausgaben für die Einrichtung der "Häuser". Für das NÖ-Projekt billigte Landeshauptmann Erwin Pröll ( ÖVP) drei Millionen Euro. Inkludiert sind Konzeption, Umsetzung und auch Vermarktung, wie Brigitte Schlögl, die Geschäftsführerin des Landesmuseums, beteuert.

Die Einrichtungskosten für das Projekt der Regierung hingegen wurden auf 11,6 Millionen Euro veranschlagt. Man rechnet mit einem Quadratmeterpreis von 3000 Euro plus Zuschlägen, hinzu kämen Honorare und Ausschreibungskosten. Mit dieser Kalkulation läge man "am unteren Ende der international üblichen Kosten".

Wenn das stimmen sollte: Wie kann Pröll ein HDG um einen Bruchteil realisieren? Oder lebt man im Bund auf zu großem Fuß? Mit den Beleuchtungskörpern, die es in St. Pölten schon gibt, ist die Differenz jedenfalls nicht zu erklären.

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Ein anderes Mysterium sind die hoch subventionierten Mainstream-Musicals der Vereinigten Bühnen Wien. Intendant Christian Struppeck behauptete vor einem Monat, dass "Erfolgsshows" wie "Mary Poppins" oder "Ich war noch niemals in New York" auch "zum Vollpreis ausverkaufbar" seien. "Wien Ticket" allerdings bot Ihrem Tratsch-Partner an, Karten für das Udo-Jürgens-Musical um ein Drittel billiger zu erwerben: "Geben Sie bei Ihrer Buchung den Aktionscode UDO ein und sichern Sie sich 35 % Ermäßigung auf alle Vorstellungen des Erfolgsmusicals!"

Warum tut man das, wenn man den vollen Preis verlangen könnte, wie Struppeck behauptet? Ein Mysterium. Und warum wird man nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn man alle Tickets verbilligt? Es ist ja der Steuerzahler, der die Mindereinnahme auszugleichen hat.

Falls man einwenden sollte, dass dies eine einmalige Aktion gewesen wäre: "Wien Ticket" bot als "Muttertagsaktion" an, Karten für die Wochenend-Shows von "Evita" um 35 Prozent billiger zu erwerben. Ihr Tratsch-Partner hätte statt 102 nur 66,30 Euro zu bezahlen gehabt. Er hat trotzdem keinen Gebrauch davon gemacht. Aber er hofft, dass alle Mütter gestern einen schönen Sonntag hatten.

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