Mit der Nummer 100 der Welt auf venezianische Löwenjagd

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Dieses Jahr nehmen 90 Länder am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teil, so viele wie nie zuvor.

von Thomas Trenkler

über die Kunstbiennale von Venedig.

Warum beginnt die Kunstbiennale von Venedig heuer einen Monat früher? Wohl wegen der Expo. Denn die Weltausstellung in Mailand wird am 1. Mai eröffnet – und so kann man nach dem Wochenende gleich weiterreisen in die Lagune zu den Preview-Tagen der Kunstbiennale (6. bis 8. Mai). Der zusätzliche Schub an Gästen ließ die Hotelkosten bereits ordentlich nach oben schnalzen.

Alle Welt drängt auf die Biennale: Dieses Jahr nehmen 90 Länder am Wettbewerb um den Goldenen Löwen teil, so viele wie nie zuvor. Erstmals präsentieren sich Mosambik, die Mongolei, Mauritius, Grenada und die Seychellen. Nach Jahrzehnten wieder dabei sind Ecuador, Guatemala und die Philippinen. Die Teilnehmer ohne Pavillon müssen irgendwo Unterschlupf finden, in aufgelassenen Kirchen und heruntergekommenen Palästen. Auf der Suche nach ihren Beiträgen verlässt man die Trampelpfade – und das ist sehr reizvoll!

Als Motto hat Okwui Enwezor "All the Word’s Futures" ausgegeben: Er präsentiert in seiner Schau 136 Künstler aus 53 Ländern. 89 von ihnen nehmen zum ersten Mal an der Biennale teil, es gibt aber auch viele bekannte Namen, darunter Hans Haacke, Christian Boltanski, Isa Genzken, Alexander Kluge, Georg Baselitz und Bruce Nauman. Nauman ist die Nummer zwei im aktuellen Kunstkompass-Ranking der wichtigsten Gegenwartskünstler, Baselitz Nummer vier.

Rosemarie Schwarzwälder (Galerie nächst St. Stephan) darf jubeln: Eingeladen wurde auch "ihre" Künstlerin Katharina Grosse, im Kunstkompass-Ranking der Aufsteiger auf Platz 2. Mit dabei ist zudem der Konzeptkünstler Peter Friedl. 1999 vertrat er zusammen mit anderen Österreich auf der Biennale.

Für den diesjährigen Wettbewerb nominierte Kommissär Yilmaz Dziewior, der vor Kurzem von der Kunsthalle Bregenz zum Museum Ludwig in Köln wechselte, Heimo Zobernig. Mit dem Kärntner, Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste, dürfte Österreich echte Chancen haben: Zobernig, dessen quadratische Gemälde am Markt heiß begehrt sind, liegt im Kunstkompass-Ranking auf Platz 100; er ist damit der drittbeste Österreicher (nach Arnulf Rainer auf Platz 59 und Erwin Wurm auf Platz 81).

Was er für den 1934 errichteten Pavillon plant, hält man streng geheim. Auf der Hand liegt eine räumliche Auseinandersetzung mit der Architektur von Josef Hoffmann. Eine große Installation kostet allerdings viel Geld. Zuletzt hieß es, dass die Subvention des Kulturministeriums – wie in den letzten Jahren 400.000 Euro – bei Weitem nicht ausreiche. Das Organisationsbüro gab bekannt, dass man weitere 400.000 Euro von Sponsoren und Förderern erhielt. Damit finde man das Auslangen. Für den Beitrag vor zwei Jahren (Mathias Poledna) waren allerdings zusätzliche 700.000 Euro vonnöten.

Heute, Dienstag, endet die Bewerbungsfrist für die Leitung der fusionierten Kunst- und Kultursektion. Immer wieder wird Andreas Stadler genannt, der von 2007 bis 2013 Direktor des österreichischen Kulturforums in New York war. Andrea Ecker, die bisherige Leiterin der Kunstsektion, soll aber prominente Fürsprecher haben. Dem Gerücht nach könnte Michael Franz, der bisherige Kultursektionsleiter, mit dem Beteiligungs- und Budgetmanagement betraut werden.

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