Husslein als Furie, Thun-Hohenstein im Glück

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Sicher ist nur eines: Husslein würde zur Furie werden.

von Thomas Trenkler

über den Zank um den Beethovenfries.

Der Zank um den Beethovenfries von Gustav Klimt wird noch spannend. Denn die Secession lukriert mit ihm Nettoeinnahmen in der Höhe von zumindest 300.000 Euro pro Jahr, wie Herwig Kempinger, Präsident der Künstlervereinigung, im KURIER-Interview eingestand.

Als Leihgebühr zahlt die Secession aber nur 17.000 Euro an das Belvedere. Und das schmeckt Direktorin Agnes Husslein gar nicht: Sie spricht von "Quersubventionierung". Kempinger gibt ihr in gewisser Weise recht. Denn er sieht "den Fries als Teil der Bundessubvention an". Doch das Belvedere ist eine ausgegliederte Anstalt – und Husslein will nicht die Secession unterstützen. Sie braucht die Marie schließlich dringend selber: Das Belvedere bespielt nun zusätzlich das 21er Haus, bekommt den Betrieb aber nur zu einem Teil vom Kulturministerium vergütet. Husslein will daher in den anstehenden Verhandlungen – der Leihvertrag läuft Ende des Jahres aus – auf eine massive Anhebung der Gebühr bestehen.

Gerüchteweise überlegt man aber im Ministerium, dem Belvedere den Fries zu entziehen – und der Secession zu leihen. Ob das rechtlich und versicherungstechnisch so einfach geht? Sicher ist nur eines: Husslein würde zur Furie werden.

Peter Noever, im Februar 2011 ungern zurückgetreten, protzte ja gerne: Im Fuhrpark des MAK gab es einen Pick-up-Truck, gegen den das Geil-o-mobil vom nunmehrigen Außenminister Sebastian Kurz, ein schwarzer Hummer, richtig mickrig aussah. Der GMT 900, für den Transport von Kunstobjekten völlig ungeeignet, schluckte 31 Liter pro 100 Kilometer und verursachte monströse Kosten, im Jahr 2010 etwa in der Höhe von 67.000 Euro. Jeder gefahrene Kilometer schlug sich mit saftigen sieben Euro zu Buche, wie der Rechnungshof kritisierte.

Christoph Thun-Hohenstein trat im September 2011 ein schweres Erbe an. Er, vom Gemüt her das Gegenteil von Noever, schwor das Team auf den "positiven Wandel" ein. Den GMT 900 zu verkaufen, gelang ihm erst zweieinviertel Jahre später. Aber immerhin: 15.000 Euro wurden erzielt.

Interesse für das MAK zu entfachen, das sich auf seine Wurzeln besann und nun wirklich angewandte Kunst zeigt, gelang zunächst nicht. Für das Jahr 2010 hatte Noever 190.629 Besucher genannt, danach fiel die Zahl kontinuierlich auf 110.900 im Jahr 2013. Gründe für den Rückgang um gewaltige 42 Prozent gibt es mehrere: Einerseits kommt man nicht mehr am Samstag gratis ins Museum. Und Thun-Hohenstein frisiert keine Zahlen. Erstaunt stellte er fest, dass es fast kein Stammpublikum gibt. Im Frühjahr 2014 wurde der absolute Tiefpunkt erreicht. Die Zahlen waren derart schlecht, dass Thun-Hohenstein sie nicht nennen möchte.

Doch nun scheint der "positive Wandel" tatsächlich eingeleitet: Der Herbst lief gut, insgesamt gab es 111.590 Besucher im Jahr 2014. Und nun vermag Thun-Hohenstein sogar zu jubeln: "Wir haben bis jetzt schon die Hälfte der Besucherzahl des gesamten Vorjahres erreicht!"

Die Vienna Biennale von 11. Juni bis 4. Oktober und die Ausstellung des Bregenzer, in New York lebenden Grafikdesigners Stefan Sagmeister (er gestaltete u. a. Plattencover für Lou Reed und die Rolling Stones) über das Glück ab Ende Oktober sollten für weitere Steigerungen sorgen. Luft nach oben gibt’s ja genug.

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