Herber Besucherrückgang im Burgtheater
Die Auslastung stürzte seit der Saison 2011/’12 von 89,4 auf 79,9 Prozent ab. Aua.
Mehr oder weniger zwei Jahre ist es her, dass der Begriff „dolose Handlungen“ Eingang in die Kulturseiten fand. Im Zuge der Gebarungsprüfung des Burgtheaters waren im Spätherbst 2013 Ungereimtheiten aufgefallen: Es gab „deutliche Indizien für gefälschte Belege und die Vorspiegelung falscher Tatsachen“. Auf Druck von Georg Springer, damals Chef der Bundestheaterholding, wurde Silvia Stantejsky, Stellvertreterin von Matthias Hartmann, zunächst suspendiert, schließlich entlassen. Der Direktor bestritt jede Verantwortung: Er sei der künstlerische Geschäftsführer, sagte er, nicht der kaufmännische. Dass er aufgrund des Vieraugenprinzips mitverantwortlich sei, wollte ihm nicht in den Sinn.
Doch der Druck wuchs: Am 10. März 2014 legte Hartmann sein Amt „tief getroffen von den öffentlichen Anfeindungen“ vorübergehend nieder. Tags darauf wurde er von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) gefeuert – und durch Karin Bergmann ersetzt, die sich ins Privatleben zurückgezogen hatte.
Seither wird die Vergangenheit aufgearbeitet. Behauptet man jedenfalls. Tatsache ist, dass bisher weder ein Bericht der Staatsanwaltschaft noch einer des Rechnungshofes vorliegt. Daher ruhen die Arbeitsgerichtsverfahren, die Stantejsky wie Hartmann angestrengt haben. Beim Burgtheater sollen aber in den letzten Tagen etliche Anfragen der Medien zur wirtschaftlichen Situation eingegangen sein.
Daher entschloss man sich, so Geschäftsführer Thomas Königstorfer, nicht bis zur Pressekonferenz von Holding-Chef Günter Rhomberg am 26. Februar zu warten: Man veröffentlichte die Bilanz für das Geschäftsjahr 2014/’15 zusammen mit einer jubelnden Presseaussendung. Das Haus, zum Theater des Jahres gewählt, befinde sich auf gutem Weg. Aufgrund eines Jahresüberschuss in Höhe von 1,2 Millionen Euro hätte der Bilanzverlust auf 12,1 Millionen reduziert werden können. Und der Ausblick auf die laufende Spielzeit erlaube „weiterhin Optimismus“.
Klingt gut. Doch in Wirklichkeit? Nicht so gut. Ja, die Kartenpreise wurden saftig angehoben, daher stieg der Nettoerlös pro Ticket von 17,44 auf 21,04 Euro um 21 Prozent. Und ja, aufgrund von Sparmaßnahmen gab es weniger Vorstellungen – in den Nebenspielstätten. Aber der kontinuierliche Besucherrückgang seit der Saison 2011/’12 von 438.860 auf nun 403.906 lässt sich damit nicht erklären. Denn die Auslastung fiel von 88,5 auf 81,5 Prozent. Am schlimmsten ist der Schwund im Burgtheater (bei konstanter Anzahl von Vorstellungen): Die Auslastung stürzte von 89,4 auf 79,9 Prozent ab. Aua.
Kommentare