Haus der Geschichte bleibt ein Zankapfel der Regierung
Die Strategen in der Nachfolge von Niccolò Machiavelli dürften geraten haben, das Projekt wohl dosiert madig zu machen.
Man kann nicht wirklich behaupten, dass dem Haus der Geschichte im Programm, auf das sich die große Koalition Ende 2013 geeinigt hat, viel Beachtung geschenkt worden wäre. Aber immerhin: Es wird erwähnt. Man sollte also davon ausgehen können, dass die Regierung dieses Projekt auch realisieren will.
In der Volkspartei hat man Josef Ostermayer (SPÖ) aber vielleicht unterschätzt. Denn der ehrgeizige Kulturminister will das Haus der Geschichte tatsächlich wahr werden lassen – bis zum Spätherbst 2018, also zum 100-Jahr-Jubiläum der Republik. Das Museum doch nicht zu wollen, geht jetzt allerdings nicht. Die Strategen in der Nachfolge von Niccolò Machiavelli dürften der ÖVP daher geraten haben, das Projekt wohl dosiert madig zu machen – und die Zustimmung, falls es nicht anders geht, möglichst teuer zu verkaufen. Diesen Eindruck jedenfalls konnte man in den letzten Wochen gewinnen, unter anderem in der Debatte über die Organisationsform.
Theoretisch wäre es natürlich möglich, das Haus der Geschichte als untergeordnete Dienststelle zu etablieren. Das Heeresgeschichtliche Museum zum Beispiel ist nicht ausgegliedert, sondern Teil des Verteidigungsministeriums. Dann aber würde sofort der Verdacht der Einflussnahme im Raum stehen. Man könnte auch eine GmbH (wie bei den Bundestheatern) oder Anstalt öffentlichen Rechts (wie bei den Bundesmuseen) gründen. Die Folge wäre eine recht teure Struktur. Genau diese Overheadkosten waren die Begründung, warum Wilfried Seipel als ÖVP-naher KHM-Generaldirektor das Theatermuseum und wie das Museum für Völkerkunde einkassieren konnte.
Ostermayer schlug daher vor, das Haus der Geschichte an die Nationalbibliothek (ÖNB) anzugliedern. Das spart aber nicht nur Kosten: Die Konstruktion ist auch örtlich wie inhaltlich begründbar – im Gegensatz zu KHM und Theatermuseum, die echt keine Überschneidungen haben. Aufgrund dieser geplanten Änderung muss aber das auch für die ÖNB geltende Bundesmuseen-Gesetz novelliert werden. Das Ministerium schickte den Entwurf am 23. Dezember in die Begutachtung. Ja, das Datum war eine Frechheit. Die Kritiker reagierten trotzdem sofort. Sie stießen sich u.a. an der Bezeichnung „Österreichische Nationalbibliothek mit dem Haus der Geschichte Österreich“. Das sei so umständlich.
Meine Güte! Wer verwendet schon den offiziellen Titel „Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien“? Niemand. Das wäre auch im Fall der ÖNB nicht anders. Hans Haider, der ehemalige Kulturchef der Presse, richtete trotzdem einen Aufruf an Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP). Er beklagte, dass die ÖNB „umgemodelt“ werden solle und bat: „Retten Sie die Nationalbibliothek als das, was sie ist und sein soll!“
Was man wissen muss: Haider arbeitete mit dem Historiker Stefan Karner an einem Konzept für ein Haus der Geschichte, das einst von Wolfgang Schüssel (ÖVP) als Kanzler in Auftrag gegeben worden war– und nun leicht abgeändert in St. Pölten umgesetzt wird. Für Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) wäre es natürlich ein Triumph, würde im Endeffekt nur „sein“ Haus realisiert. Er hätte daher eine Motivation, das neue Bundesprojekt zu zerreißen. Die Stellungnahme seiner Landesregierung aber fiel überaus sachlich aus. Die ÖVP sollte sich vielleicht ein Beispiel an Pröll nehmen.
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