Das Burgtheater-Dilemma um die Letztverantwortung

Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Drozda, seit zwei Wochen Kulturminister, wischt jede Verantwortung vom Tisch.

von Thomas Trenkler

über den "New Deal":

Mitunter gerät man völlig unvermutet in Zwistigkeiten. So erging es kürzlich auch Ihrem Tratsch-Partner. Denn er wurde von einem Siegfried Artner "cc" gesetzt, er erhielt also eine Kopie eines echt wütenden Mails, das jener an Reinhold Entholzer, den oberösterreichischen Sozial-Landesrat, schrieb.

Die Vorgeschichte liegt im Dunkeln. Artner hatte jedenfalls den "Genossen Reini" für den Niedergang der SPÖ mitverantwortlich gemacht. Der Landesrat wies den Parteikollegen in seinem Antwortschreiben darauf hin, dass er von einer "respektvollen Wortwahl" ausgehe. Da platzte Artner der Kragen: "Schreib doch nicht so einen Scheiß!" Denn er könne umgekehrt keinen respektvollen Umgang der Politik mit dem Steuerzahler erkennen. Das Geld würde verjubelt, verzockt, verprasst. "Und Du, Genosse Landesrat, als Teil dieses Systems, forderst von einem Steuerzahler respektvollen Umgang! Geht’s noch? Und ein Teil dieses Systems wird noch mit Ministerehren belohnt! Ist das normal oder schaut uns die Politik als Vollidioten an?"

Als Beleg führt Artner u. a. einen "Trenklers Tratsch" über den Finanzwahnsinn im Burgtheater und die Bestellung von Silvia Stantejsky im Jahr 2008 an. Stantejsky war die Stellvertreterin von Geschäftsführer Thomas Drozda gewesen; und dieser hatte für sie als Nachfolgerin gestimmt, obwohl eine externe Unternehmensberatungsfirma Stantejsky als wenig geeignet beurteilt hatte.

Christian Kern, der neue Kanzler, versprach einen anderen Umgang, einen "New Deal". Doch Drozda, seit zwei Wochen Kulturminister, wischt jede Verantwortung vom Tisch. Zuerst sagte er, er hätte den Rohbericht des Rechnungshofs über die Burg nicht gelesen. Und nach dem Erscheinen des Endberichts sagte er zum KURIER: "Wenn auf 300 Seiten mein Name nur in einer Fußnote auftaucht, ist meine Rolle korrekt berücksichtigt." Was gut klingt, aber nicht ganz stimmt: Nur im Rohbericht, den Drozda nicht gelesen haben will, gibt es Fußnoten mit Namen; der Endbericht jedoch ist anonymisiert.

Hinzu kommt, dass die Zahlenspiele nicht erst 2008, mit der Übergabe von Drozda an Stantejsky, begannen. Diese gab es auch zuvor, wie "News" darlegt. Drozda will von ihnen aber nichts gewusst haben; Prokuristin Stantejsky sei verantwortlich gewesen – und nicht er. Doch das Geschäftsführergehalt: das erhielt nur er. Nicht, weil er so viel mehr gearbeitet hätte. Sondern weil er die Letztverantwortung hatte.

Die Verantwortung auch zu übernehmen: Das fordert der wütende Artner in seinem Mail an SPÖ-Landesrat Entholzer. "Ich habe 3 Mädels bei mir im Büro, und wenn diese einen Fehler machen, dann stehe ich als Person bei meinen Kunden dafür ein. Es würde mir nicht in Traum einfallen, auf meine Mädels zu schimpfen", denn "immerhin habe ich diese Mädels eingestellt".

Laut "News" werde Drozda, mit Ministerehren belohnt, nun von der Vergangenheit eingeholt. Matthias Hartmann, der gefeuerte Burgtheaterdirektor, dürfte frohlocken. Denn er war der Meinung, dass Josef Ostermayer, Kulturminister bis zum Mai, Drozda schützen wollte. Wie sonst ist es zu erklären, dass der RH nur die Jahre ab 2008 prüfen sollte? Jetzt hat es der Nachfolger in der Hand, für Klarheit zu sorgen. Wenn Drozda überzeugt ist, nicht mitverantwortlich zu sein, dann könnte er ja ganz einfach den RH mit einer Prüfung beauftragen.

Kommentare