Auch die Theaterwelt ist ungerecht

Großer Groll: Die Burg erhöhte die Abo-Preise - zum Teil massiv.
Thomas Trenkler

Thomas Trenkler

Es wird schwer werden, noch mehr Geld vom Steuerzahler zu bekommen.

von Thomas Trenkler

versteht die Preiserhöhung

Vor ein paar Wochen erhielten die Abonnenten des Burgtheaters von Karin Bergmann und Thomas Königstorfer, den beiden Geschäftsführern, heiter formulierte Post. Die Burg sei zum Theater des Jahres gewählt und „John Gabriel Borkman“ zum 53. Berliner Theatertreffen eingeladen worden. „Mit Ihrer Begeisterung, Ihrem Interesse und Ihrer Treue haben Sie uns den nötigen Rückenwind gegeben. Dafür unseren herzlichen Dank!“

Die eine oder der andere hat vielleicht gehofft, dass es eine Art Bonus geben werde, z.B. ein Meet & Greet mit Michael Maertens oder Mavie Hörbiger. Doch die Direktion erlaubt sich nur, „über Neuigkeiten zu Ihrem Abonnement zu informieren“. Der Saalplan habe sich geändert, alles ganz kompliziert, jedenfalls: Entweder der Kunde besteht auf seinem angestammten Sitz, dann wird das Abo allerdings teurer, oder er besteht auf dem bisherigen Preis, dann muss er anderswo sitzen – und zwar am Juchee. „Mit herzlichen Grüßen vom Universitätsring.“

Es ist zwar zuvorkommend, dem Kunden die Wahl zu lassen. Doch wer möchte schon zwischen Pest und Cholera entscheiden? Der Ärger war daher groß. Ein Ehepaar beklagte die „NLP-Diktion, von der sich sogar unsere Politik noch eine Scheibe anschneiden“ könne. Denn mit schönen Worten würde „eine beispiellose Preiserhöhung“ umschrieben: Das Ehepaar müsste für fünf Vorstellungen statt 117 nun 188,50 Euro zahlen, also um 60 Prozent mehr. „Unverschämt“ sei das.

Doch es geht noch besser. Maria Steineder sollte, wie sie schreibt, „eine fast 100 prozentige Preiserhöhung hinnehmen“ – und statt 83,50 plötzlich 158,50 Euro zahlen. Die Erhöhung beträgt, genau genommen, „nur“ 90 Prozent. Heftig ist sie trotzdem. Die Dame bombardierte Bergmann sogleich mit Vorwürfen: „Glauben Sie, dass in der Pension die Menschen mit fast siebzig Jahren über mehr Geld verfügen als im erwerbsfähigen Alter?“ Wenn man es sich nicht leisten könne, 75 Euro mehr zu bezahlen, würde man verbannt: „Glauben Sie, dass ein Mensch mit fast 70 Jahren plötzlich besser hört, besser sieht, besser Stiegen steigt als vor 20 Jahren?“

Ihr Tratsch-Partner versteht die Entrüstung. Der ach so liebe Brief der Direktion ist hinterfotzig. Man hätte den Abonnenten einfach erklären müssen, dass Preisanpassungen verabsäumt worden waren – und dass die Abo-Preise ab nun generell nur mehr um 25 Prozent billiger sind als im Einzelverkauf. Aber immerhin: Man zahlt für vier Vorstellungen – und geht fünf Mal ins Burgtheater.

Auch wenn ihm vorgeworfen werden sollte, nicht recht bei Sinnen zu sein: Ihr Tratsch-Partner versteht, dass die Preise – z. B. auf das Niveau des Theaters in der Josefstadt – angehoben werden. Denn in den nächsten Jahren wird es schwer werden, noch mehr Geld vom Steuerzahler zu bekommen.

Und zum Trost: Auch er hat sich schon ärgern müssen. Denn sein ehemaliger Arbeitsplatz lag zwei U-Bahn-Stationen entfernt. Wenn er nicht mit dem Rad fahren konnte, weil es stürmte oder schneite, zahlte er einen Euro. Doch 2013 strich Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou den Kurzfahrschein – und erhöhte den Preis für das normale Ticket. Ihr Tratsch-Partner hatte plötzlich 2,10 Euro zu zahlen. Die Welt ist eben ungerecht.

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