Tagebuch: Unberechenbar
Wegen Zuspätkommens musste Bode Miller in der kürzesten Abfahrt mit Nummer 46 starten. Schon zum ersten Training kam Miller erst in letzter Minute, nachdem er zwischen Kitzbühel und Garmisch zwei Mal 14 Stunden im Flugzeug gesessen war, um Töchterl Dacey (3) aus San Diego abzuholen. Immer noch ist Miller, 34, der Unberechenbarste. Immer noch löst er hierzulande das größte Gekreische unter Teenies aus. Immer noch sagt er auf Deutsch nicht einmal Bitte und Danke, obwohl auch Benjamin Raich überzeugt ist, "dass er jedes Wort versteht". Immerhin marschiert Bode an Mikrofonen nicht mehr ignorant vorbei, was auch daran liegt, dass "Kopfsponsor" Sölden wenig Lust hat, jemandem 300.000 Euro zu zahlen, der den ORF boykottiert.Millers Landsfrau Lindsey Vonn indes ist der Liebling aller Reporter. Ihr Tirolerisch wird von Winter zu Winter origineller. Nach ihrem 49. Sieg fiel sie Maria Höfl-Riesch am Samstag in St. Moritz um den Hals. Vergessen ist ihr Zickenkrieg. Wobei sich herausstellte, dass Männer die wahren Zicken waren. Sogar die Sabotage-Story, wonach Mr. Vonn aus Rache die Skischuhen seiner (Ex-)Gattin ruinierte, wird von österreichischen US-Trainern bestätigt.Österreichs Abfahrer drückt entgegen aller Vermutungen nirgends der Schuh. Zwar rasen sie noch immer dem ersten Sieg nach, aber an der Nachwuchsfront ist Rot-Weiß-Rot stets vorne dabei. Bei Olympia 2014 in Sotschi, wo die ÖSV-Jugend bereits den Europacup 2011 dominiert hat, werden Österreicher die Favoriten sein. Wenn Didier Cuche nimmer und Miller noch immer fährt.
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