Tagebuch: Machomania

Wolfgang Winheim
Nicht nur für den Altmeister Karl Schranz ist diese Woche eine voll Nostalgie.

Am Dienstag begab sich der Weltcup-Tross zum Olympia-Test nach Sotschi. Am Freitag folgt Ehrengast Karl Schranz . Nicht nur für den Altmeister ist diese Woche eine voll Nostalgie.Vor 10 Jahren wurde Fritz Strobl in Salt Lake City Abfahrts-Olympiasieger. Heute freut sich der Polizist über einen Verkaufserfolg seines Ski-Kinder-Buches.Vor 20 Jahren holte Patrick Ortlieb in Val d’Isère Gold auf dem Berg, den er nie wollte. Heute leistet er als Vorarlberger Landesskipräsident auch familiären Beitrag zum Aufschwung – Tochter Nina, 15, fährt Gleichaltrigen davon.Vor 30 Jahren sorgte Harti Weirather mit seinem Abfahrtssieg für ein versöhnliches Finale der Schladminger Heim-WM. Heute pilotiert der PR-Agenturbesitzer ein Kleinflugzeug von einem Termin zum anderen, sofern er nicht auf der Piste um seine Tina, 22, zittert, die im Abfahrtsweltcup zur schärfsten Rivalin von Lindsey Vonn aufstieg.Vor 40 Jahren wurde Karl Schranz nach seinem Olympia-Ausschluss am Heldenplatz dermaßen frenetisch gefeiert, dass Kritiker danach beklemmende Vergleiche zur Stimmung bei Hitlers Auftritt 1938 zogen. Heute wird Schranz sein guter Kontakt zu Wladimir Putin vorgeworfen.Vor 50 Jahren wurde Schranz in Chamonix Weltmeister in Abfahrt und Kombination. Heute hat er mit dem jüngsten Chamonix-Kombi-Sieger Romed Baumann eines gemeinsam: nämlich als einer der wenigen aus der Familie der Abfahrer g’sunde Knie.Dass Schranz seine Fitness dem Macho-Motto "Hauptsach’, die Frau hat a Arbeit und der Mann is g’sund" verdankt, ist natürlich nur eine Unterstellung. Der Herr Karl vom Arlberg hat gelernt, mit uns boshaften Journalisten zu leben.

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