Tagebuch: Ferndiagnosen und brave Schutzengel
FIS-Boss Gian Franco Kasper gab dem Weltcup in dieser Saison erstmals die Ehre – die mächtigsten Männer der nationalen Verbände beschränkten sich indes bei der schwersten Abfahrt auf Ferndiagnosen. Der Schweizer Ski-Präsident Urs Lehmann analysierte in einer – in anderen Sportarten undenkbaren – Doppelfunktion als Co-Kommentator vom Münchner Eurosport-Studio aus den Schweizer Doppelsieg in Bormio.ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel zog es vor, sich beim Heim-Weltcup in Lienz zu den Siegen von Anna Fenninger und Marlies Schild gratulieren zu lassen.US-Sportdirektor Patrick Riml hat sein Betreuerteam um Bode Miller dermaßen gut aufgestellt, dass er es sich leisten konnte, Bormio fernzubleiben – er unterbrach den Heimaturlaub in Sölden nur, um der Sensationsdritten Mikaela Shiffrin in Lienz auf die Skier zu schauen.Der kanadische Ski-Präsident (und ehemalige Linzer Bundesligafußballer) Max Gartner zitterte um vier Uhr Früh in Calgary vor seinem PC per Liveticker mit Erik Guay mit.Die Italiener haben keinen Ski-Präsidenten. Über den abgesetzten Giovanni Morzenti entscheidet im März das Gericht, ob das Urteil wegen Erpressung rechtskräftig wird und der Ex-Presidente für sechs Jahre ins Gefängnis muss.Morzenti hatte Bormio den Weltcup immer wieder wegnehmen wollen. Was dort die Veranstalter auf der steilen Piste Stelvio zuwege bringen, ist aber alles andere als kriminell. Gut präpariert, perfekt abgesichert.Trotz einiger spektakulärer Stürze konnten alle 57 Starter unverletzt nach der Abfahrt abreisen. Die Regentschaft der Schutzengel wurde prolongiert.Das erste Drittel einer Saison, die mit endlosen Streitereien über eine Materialreform begonnen hatte, verlief bei Damen und Herren unfallfrei wie selten. Und FIS-Präsident Kasper braucht erst gar nicht den Schönfärber zu spielen.
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