Am Anfang war das Ei

Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Eine überstrapazierte Frage. Viel interessanter: Wie schmeckt das Ei am besten?

Zu Ostern ist eigentlich nur eine Antwort zulässig, nämlich hart gekocht und angemalt. Ich mag mein Frühstücksei trotzdem am liebsten pochiert, also ohne Schale in siedendem Essigwasser gegart. Beim Essen rinnt der Dotter über das Brot, vermischt sich mit der Sauce Hollandaise. Eine Köstlichkeit. Aber in Wien selten zu finden. Eigene Versuche, diese hohe Eier-Kunst zu meistern, scheiterten kläglich.

Und so bleibt nur, vor jeder Reise zu googeln, damit ich zumindest in der Ferne kein pochiertes Ei verpasse. In Berlin ging es gleich ins empfohlene Café, in New York ebenso und in Klagenfurt war das Staunen groß: Was, sogar hier gibt es pochierte Eier? Und in Wien nicht? Das konnte die Bundeshauptstadt natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat nachgezogen. Wien ist endlich Klagenfurt. Zumindest im Pochierte-Eier-Index.

Grund ist ein neues Lokal im Freihausviertel, der Frühstückshochburg im vierten Bezirk: das Café Nest. Passender kann ein Lokal für den österlichen Brunch nicht heißen.

Zudem hat es die entspannte Atmosphäre eines kleinen, stilvollen Wohnzimmers. Ein Konzept, das aufgeht. Das Nest in der Operngasse ist schließlich schon das zweite, in Sievering steht das beliebte Original.

Nun aber zur Hauptsache: dem pochierten Ei. Das kommt in zweierlei Arten, Hemingway oder Benedict. Beide mit Sauce Hollandaise auf einer getoasteten Scheibe Weißbrot. Der Unterschied liegt im Untergrund: Räucherlachs oder Schinken. So oder so super.

Und wer sich jetzt doch fragt, was denn nun zuerst da war: Es war das Ei. Zumindest wenn man Charles Bourns fragt, als Hühnerzüchter und Chef des britischen Geflügelverbands eine Instanz auf dem Gebiet. Richtige Begründung hat er zwar keine, ist aber überzeugt: "Eier gab es schon lange, bevor die Hühner dahergekommen sind."

Frohe Ostern!