Herr János ist weg

Wir brauchen Sie hier, Herr János! Die Muthgasse ist viel zu trostlos ohne Sie

über den Akkordeonspieler vom Bahnhof Heiligenstadt

Es ist ruhig geworden am Bahnhof Heiligenstadt. Wer die U-Bahn-Station in Richtung Muthgasse verlässt, wird seit Kurzem nicht mehr vom netten Akkordeon-Spieler empfangen. Der Herr János ist weg.

Schon vor einigen Wochen waren die Begegnungen mit dem alten Mann mit den dicken Brillengläsern seltener geworden. Er trug keine Brille mehr und saß auch nicht mehr täglich auf seinem kleinen Sessel. Er spielte nicht mehr freudig lächelnd seine Interpretation von Rocco Granatas "Marina" und auch nicht mehr seine Version von "Que sera, sera".

Das ist sehr schade. Der Herr János, der geht mir richtig ab. Wo sind Sie denn, Herr János? Warum sind Sie nicht mehr bei uns in Heiligenstadt? Spielen Sie jetzt woanders auf Ihrem Akkordeon? Versüßen Sie jetzt anderen Menschen den Weg zur U-Bahn? Das ist zwar nicht verwerflich, und ich kann es sogar ein bisschen nachvollziehen, dass Sie womöglich einen Tapetenwechsel gebraucht haben, aber gut finde ich das nicht, nein.

Weil: Wir brauchen Sie hier, Herr János! Die Muthgasse ist viel zu trostlos ohne Sie. Hier ist sonst nichts, außer Baustellenlärm.

Lieber Herr János, bitte wiederkommen!

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