Im Land der unbegrenzten Plastiksackerln
Aber müssen es für zehn Artikel sechs Plastiksackerln sein?
13 Tage sind wir nun schon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und allmählich haben wir einige Feinheiten kennengelernt. Dass es zum Beispiel eine gute Idee ist, sich ans Tempolimit zu halten – denn auf den 20 Kilometern von West Vail bis hinauf nach Beaver Creek stehen durchschnittlich fünf Polizeiautos. Und die sind nicht nur dazu da, damit man den mächtigen Rammbock vor der Stoßstange bestaunen kann: Bei durchschnittlich jeder zweiten Fahrt haben die State Trooper einen Autofahrer in der Reiß’n, der irgendetwas falsch gemacht hat. Wir sind bisher ungeschoren davongekommen, wir legen auch keinen großen Wert darauf, das zu ändern.
Ein Erlebnis kann das Tanken werden: Gas Station Nummer eins, 500 Meter von unserem Quartier entfernt, wollte beispielsweise ganz und gar kein Benzin hergeben. Der Schlitz für die Dollarnoten war zwar beleuchtet, dafür die Maschine, die Geldscheine einziehen sollte, offensichtlich kaputt. Der Versuch, mit Kreditkarte zu zahlen, scheiterte, weil das Gerät einen fünfstelligen PIN-Code wollte, europäische Kreditkarten (amerikanischer Unternehmen, wohlgemerkt!) aber nur vierstellige Codes haben. Und so ging es ein wenig weiter zur nächsten Gas Station, die im Gegensatz zur ersten sogar eine österreichische Bankomatkarte akzeptierte (das haben wir in St. Moritz in der Schweiz – übrigens eine Partnergemeinde von Vail – auch schon anders erlebt, da rettete uns dann eine deutsche "EC-Karte").
Der zweite Versuch jedenfalls war ein Erfolg: Tank voll, und dazu wertvolle Informationen gesammelt. Erstens: Es gibt Zapfsäulen mit eingebautem Fernseher, der neben dem aktuellen Wetterbericht auch Werbung zeigt. Zweitens: Es gibt in Colorado und in Wyoming ein Gesetz, demzufolge seinen Führerschein verliert, wer zwar tankt, aber nicht bezahlt. Im Umkehrschluss, dachten wir uns, sollten wir eigentlich für den misslungenen ersten Tankversuch einen Führerschein ehrenhalber bekommen.
Das tollste Aha-Erlebnis ist für Ihre beiden KURIERe aber das regelmäßige Einkaufen. Weil in einem Apartment untergebracht und nicht in einem Hotel, sind wir Selbstversorger. Wer in den USA in einem Supermarkt einkauft, bekommt an der Kassa die Sachen eingepackt. Das ist leiwand. Aber müssen es für zehn Artikel sechs Plastiksackerln sein? Darunter je eines für die Flasche Waschmittel, eines für die Milch – und eines fürs Baguette?
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