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sex IN DER FREIZEIT: 19 Mal pro Tag
Sex in der Freizeit: Crowdfunding liegt im Trend – via Internet können Menschen für Projekte Geld locker machen, die sie spannend finden. Da scheint’s nur logisch, dass es jetzt so etwas auch für Sex-Fantasien gibt. Auf der Site gogofantasy.com kann man sich so manch kleine Perversion mitfinanzieren lassen. Oder andere finden, die gleich eine Runde mittun wollen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Jede Zeit hat bekanntlich ihre Mode und damit verbundene Begriffe. Das Wort "Crowd" ist gerade so einer. Das englische Wort steht für die Menge, für die Masse. Und die für alles Mögliche zu bemühen, ist gerade recht schick.

Das nennt sich dann Crowdsourcing – von "Source", die Quelle. Oder aber Crowdfunding, von "to fund" – finanzieren. Ersteres bedeutet, dass man – natürlich via Social Media bzw. Internet – die Meinung oder das Know-how der Menschen absaugt, um sie zu nutzen. Beliebt ist das zum Beispiel im medizinischen Bereich – wozu einen Arzt konsultieren, wenn da draußen eh alle alles wissen. Sie haben öfters als sonst Blähungen? Kein Problem. Die Crowd weiß Bescheid. Und spendet folglich auch gleich jede Menge gute Ratschläge: "Hallo Susi1962, Arme du, kann total gut mitfühlen. Ich bin mir sicher, du leidest an Reizdarmsyndrom, hatte ich auch. Total scheiße, stimmt. Furzen ohne Ende. Aber seit ich aufgehört habe, Bananen ungeschält zu essen, ist es viel besser." So in etwa halt. Ähnlich gut funktioniert das mit Liebeskummer, schwer zu entfernenden Flecken in Hemd und Hose. Oder mit lästigen Gartenschädlingen: "Hilfe, meine Lorbeerhecke wurde von Dickmaulrüsslern leergefressen, wer hilft?" Und schon schlagen Hunderte selbst ernannte Käferexperten zu, um zu sagen, dass nix hilft, außer die Viecher geräuschvoll mit dem Daumen zu zerquetschen.

Bei Crowdfunding hingegen geht es ans Börserl. Das ist nichts anderes als Geldbeschaffung unter dem Deckmäntelchen der Basis-Demokratie. Crowdfunding gibt es für neue Geschäfts­ideen, für Journalismus oder (schlechte) Musikprojekte. Gröl auf eine CD, tu so, als wäre das cool – und schon gibt es ein paar Trottel, die dafür ein paar Euros locker machen. Je mehr Trottel, desto mehr schlechte CDs. Aber egal – Hauptsache Traum verwirklicht! Und was das jetzt alles in einer Sexkolumne zu suchen hat – bitteschön: Seit Kurzem kann man sich auch für Erotik-Fantasien Menschen und Moneten im Netz zusammenschnorren. Das ist ja nix Fremdes – ein halbes Leben lang brütet man heimlich an einer Fantasie, die nach Verwirklichung schreit.

Es kommt auch nicht wahnsinnig gut, wenn man ein lockeres "Ich möchte gerne einen Abend lang nur Damenzehen lutschen und dabei gefilmt werden, wer macht mit?" in die wöchentliche Heurigenrunde wirft. Für solche Notfälle wurde nun gogofantasy.com gegründet. Das ist eine Crowdfunding-Seite im Netz ausschließlich für unanständige Projekte – auch CrowdSexing genannt. Beispiele gefällig? Ein Typ namens Mufflerfucker outet sich als Auto-Fetischist, der gerne einen Porsche oder BMW Z4 penetrieren möchte. Geschmackssache, aber es wurde bereits gespendet. Sehr beliebt sind Bondage-Projekte. Einer träumt vom privaten Blow-job-Contest, der andere vom Telefonchat mit einer Osteuropäerin. Motto der Seite: Anything goes. Nothing is Off-limits. Kann auch fad werden.

gabriele.kuhn(at)kurier.at

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