Surren in der Nacht

Wenn es um das Thema Vibrator geht, ist der Kreativität kein Ende gesetzt. Neuerdings werden die surrenden Freunde von Start-ups designt und via Crowdfunding finanziert. Die Ergebnisse können sich sehen, äh spüren, lassen. Und vielleicht gibt es ja demnächst sogar einen Vibrator, der das weibliche Innenleben „misst“.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Sehr schön, aber mein Wummern ist besser

von Gabriele Kuhn

über Surren in der Nacht

Dass das Geschäft mit Vibratoren anhaltend brummt, wurde hier schon öfters erwähnt. Dass irgendwelchen Köpfen immer noch bessere Ideen für die Lustspender einfallen, ist dann aber doch recht erstaunlich. Erstaunlich ist ebenfalls, dass Vibratoren nicht nur in den Entwicklungsabteilungen großer Sextoy-Hersteller ertüftelt werden, sondern zunehmend in Think Tanks kleiner Start-ups, die sich auf Crowdfunding-Plattformen das Geld dafür checken. Das ist insoferne spannend, als auf diese Weise die Interessens- und Bedürfnislage sichtbar wird. Ich sage nur: nicht schlecht. Die Leute wollen das, der Brummbrumm-Plafond ist offensichtlich noch nicht erreicht. Zumal das natürlich alles Überdrüber-Vibratoren sind, Selbstbefriedigungsturbos für Sex 10.0. Da schaut so ein fleischfarbenes Seniorensumsi in Riesenpenisform total lächerlich und retro aus, wo doch die Start-Up-Crowdfunding-Dinger von Digital Natives erdacht werden. Heißt: Ohne Netzverbindung, App und ultimative Technik sowie stromlinienförmiges Edeldesign geht da genau nix. Nehmen wir etwa den „Crescendo“ von Mystery Vibe. Der ist ein flexibler Vibrator, für den insgesamt sechs Motoren entwickelt wurden. Porsche statt Penis, quasi. Jeder dieser Motoren kann per App programmiert werden, so entstehen maßgeschneiderte Vibrationsmuster für das intime Do-it-yourself-Verfahren. Diese Vibrationsmuster können Freundinnen dann beim viel zitierten „Mädelsabend“ tauschen. Interessante Vorstellung, übrigens, wenn die Damen ihre Technik auspacken und dann Sachen sagen wie: „Wuh, ich hab da was ganz, ganz langsames ausprobiert, das fahrt ein. Total tief.“ Oder: „Sehr schön, aber mein Wummern ist besser.“ Als erfolgreiche Start-up-Idee in Sachen Hollodero per Knopfdruck, kann man Vibratormodell „Eva“ betrachten. Er wurde als „erster tragbarer Paar-Vibrator“ ins Finanzierungsrennen auf einer Crowdfunding-Plattform geschmissen und – bingo: Da ging was. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn das kleine, feine Accessoire kann bei näherer Betrachtung echt viel. Es wird direkt an die weiblichen Schamlippen „montiert“ und kann dort während des Geschlechtsverkehrs bleiben. Heißt: a.) – die Hände bleiben für wichtigere Tätigkeiten frei und b.) es tut sich da unten doppelt was und er hat auch etwas davon. Interessant ist „Lioness“, das Vibrator-Projekt von jungen Damen der Uni Berkeley. Das Start-up will seinen potenziellen Kundinnen nicht nur Höhenflüge bescheren, sondern ihnen helfen, ihr Innenleben besser zu verstehen. Heißt: Diverse Sensoren ermitteln die Veränderungen der Körpertemperatur oder messen die Kontraktionen beim Orgasmus. Die so gewonnenen Infos – samt App – sollen helfen, über sich selbst und seine Lust besser Bescheid zu wissen. So wäre es etwa möglich, die Verbindung zwischen Tageszeit und Libido oder Menstruationszyklus und Libido zu evaluieren, um zu wissen: Das ist gut, das nicht. Dem Ohhh! soll also ein Aha! folgen – als geiler Heureka-Moment. Denn en passant sorgt das elegante Tool für angenehme Momente. Für Lioness lief eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo. Vor einigen Wochen hat das Start-up mit einer Summe von insgesamt 113.000 Dollar (rund 100.000 Euro) bereits mehr als das Doppelte des ursprünglichen Finanzierungsziels erreicht. Läuft.

gabriele.kuhn@kurier.at

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