Die Gewissensfrage Nr. 1

Soll ich? Soll ich nicht? Darf ich? Darf ich nicht? Muss ich? Muss ich nicht? Kann ich? Kann ich nicht? Wo es um Sex, Liebe und Zweisamkeit geht, kommt es immer wieder zu Unsicherheiten, Zweifel und daraus resultierende Fragestellungen. Diese werden hier ab sofort in unregelmäßigen Abständen beantwortet. Diesmal: Pikantes zum Fest.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Ab sofort wird es hier, an dieser Stelle, immer wieder einmal Antworten auf sogenannte Gewissensfragen geben. Sie wissen schon, die argen – wo keiner so genau die erotisch oder politisch korrekte Antwort kennt. Ich kenne sie vermutlich auch nicht – werde mich aber um Reflexion bemühen. Um ein launiges Für und Wider also. Was Sie damit am Ende tun (oder eben nicht), bleibt natürlich Ihre Privatsache. Nehmen Sie meine Betrachtungen daher als Anreiz – wozu auch immer. Gewissensfrage Nummer 1: Soll ich meiner Frau zu Weihnachten einen Vibrator schenken? Süßer die Glocken nie klingen – das ist, was mir ganz spontan dazu einfällt. Daher: warum nicht? Jedenfalls Gratulation an den potenziellen Schenker und dessen selbstlose Idee. Denn oft einmal wird der Zauberstab von Männern als Konkurrent empfunden. Wo doch gilt: So ein Vibrator kann immer, im Gegensatz zum Partner. Und so ein Vibrator will abends kein warmes Essen, sondern einfach nur ein ruhiges Platzerl zum Auskühlen. Auf den zweiten Blick muss man natürlich einige Dinge klären. Zuallererst, wie aufgeschlossen die Beschenkte für ein intimes Präsent wie dieses überhaupt ist. Eine Dame, die Riechsalz benötigt, wenn sie an einem Sex-Shop vorübergeht, wird dafür eher weniger empfänglich sein. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit fragen, ob sie das Ding auch zum Pürieren von Gemüse oder Suppen verwenden kann. Oder – weit unangenehmer – nachbohren wie der Gatte auf diese „perverse“ Idee gekommen ist – etwa: „Kann es sein, dass du zu oft auf Pornoseiten surfst?“ Oder, eher feststellend: „Du hast eine Affäre!“ Es lohnt sich also, ein zweites Mal über die Adressatin der guten Gabe nachzudenken – über deren Vorlieben, vor allem aber über ihre Grundhaltung zu Schlüpfrigem. Was es auf jeden Fall abzuklären gilt, ist das „Schenk-Setting“. Keine Frau, auch Ihre Frau nicht, will im Beisein der Schwiegereltern und etwaiger Kinder unter dem Christbaum mit einem Vibrator in der Hand gesehen werden. Um allen – peinlich berührt – erklären zu müssen, dass „ihr das der Papa für die verspannten Muskeln“ geschenkt habe. Keine Frau, auch Ihre Frau nicht, wird Ihnen deshalb spontan um den Hals fallen und den „Dildo-King“ parallel zu „Ihr Kinderlein kommet“ schnurren lassen. Um danach zu rufen: „Von wegen stille Nacht, Hasi!“. Was bedeutet: Wenn Sie sich für einen Vibrator als Höhepunkt des Weihnachtsabends entscheiden, dann geht das nur davor oder danach. Folglich müssen Sie sich für den Weihnachtsabend per se noch irgendwas anderes einfallen lassen, sonst steht Ihre Frau mit leeren Händen da. Über mögliche Risiken und Nebenwirkungen sollten Sie sich ebenfalls bewusst sein. Es kann nämlich sein, dass die Beschenkte mehr auf den Geschmack kommt, als Ihnen lieb ist und sich Ihr Stehvermögen ab dem Stefanitag mit der Lebensdauer einer Duracell-Batterie messen muss. Auch wieder nicht so schön. Wer das umgehen möchte, wählt einen „Paarvibrator“ – dann haben auch Sie was davon.Gibt es eine Gewissensfrage rund um die Themen Liebe, Beziehung, Sexualität? Schicken Sie ein Mail an: gabriele.kuhn@kurier.at

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