Sittenverfall

Wenn von „Royal Babys“ und royalen Schwangerschaften die Rede ist, dann stellen sich manche Menschen die Frage, wie das Sexualleben von den noblen Herrschaften denn aussehen könnte. Gut, dass die Palastmauern so dick sind.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Je größer die Schlösser, desto üppiger die darin stattgefundenen Orgien.

von Gabriele Kuhn

über Sittenverfall

Wenn royale Schwangerschaften verkündet werden, schwingen folgende Fragen mit: Wie kam's? Und: Wie könnte es gewesen sein? Natürlich weiß man, dass auch Herzköniginnen und -könige mit Geschlechtsorganen ausgestattet sind, aber man zweifelt daran, ob sich Menschen, die die Noblesse in ihrer DNA tragen, gehen lassen können. Um wirklich, wirklich guten Sex zu haben, braucht’s ja die Fähigkeit, ein bissl die innere Sau rauszulassen. Kontrollverlust. Fassungslosigkeit.

Royale Berühmtheiten wirken auf Bürgerliche stets wie Kunstfiguren, die vor allem eines tun: winken, lächeln, dezent sein. Ihre Hochzeiten sind Märchenhochzeiten, ihre Familienfotos steril, ihre Zeitungen werden vermutlich vom Butler gebügelt. Viel glatt, nix verkehrt. Dass sich ihre Ladyschaft und das dazugehörige männliche Blaublut allenfalls extrem unerzogen im Laken wälzen, und dabei böse Sachen sagen, ist schwer vorstellbar. Ob der gute William seiner Kate manchmal ein „Let's go for a quick fuck to the eastern wing of our nice Castle“ ins Ohr flüstert? Oder Prinzessin Madeleine nach Lektüre des S/M-Schinkens „Fifty Shades of Grey“ nach einer Peitsche läuten wird? Königshäuser sind immer wieder für saftige Skandale gut. Das liegt in der Natur dieser Scheinwelt – von der basteln sich nämlich viele Menschen ein Bild zusammen, das übermenschlich und so eigentlich nicht lebbar ist. Also ist das, was der Öffentlichkeit auf dem Familiensilbertablett serviert wird, immer nur eines: die halbe Wahrheit, die feine Politur. Und darunter? Pfui wie überall. Denn wieso sollte es Durchlaucht nicht anders gehen als Millionen anderen mit menschlichen Bedürfnissen außerhalb von Schlossmauern?

Ich denke an Prinz Charles und das Jahr 1993. Da wurde ein Telefonat zwischen ihm und seiner Camilla veröffentlicht – mit folgendem Wortlaut: „Ich möchte dich überall spüren, über dir, in dir, unter dir, innen und außen ... Oh Gott, ich werde einfach in deinen Hosen leben oder so etwas, das wäre einfacher.“ Camilla: „In was willst du dich verwandeln? In einen Schlüpfer? Willst du als Schlüpfer wiederkehren?“ Charles: „Gott bewahre. Ein Tampon. Das wäre mein Glück.“ Es ist davon auszugehen, dass dies nur die Spitze des verbalerotischen Eisbergs war.

Und der Herr Papa, Prinzgemahl Philip von Großbritannien? Es heißt, ein Freund hätte ihm einmal Folgendes geflüstert: „Sei froh, dass dein Hosentürl nicht reden kann.“ Seit der Vermählung soll die Queen auch in den Privatgemächern auf Etikette schwören, der Prinzgemahl hat stets drei Schritte hinter ihr zu gehen und „Sorry, Her Majesty“ zu sagen. Es wird behauptet, dass der gute Mann sich in der Stadtwohnung oder auf seiner Yacht exzessiv von dieser Last befreite. Ähnliches im hohen Norden: Als rauskam, dass Carl Gustav eine Geliebte hatte, war auch das schwedische Königshaus vom Sexskandal beschmutzt.

Mag sein, dass „Adel verpflichtet“, doch genau darin liegt das Problem: Sich Royals menschlich, lüstern und lustvoll jenseits des gängigen Sittenkodex vorzustellen, entspricht nicht den üblichen Kopfbildern. Dabei lehrt uns die Geschichte: Je größer die Schlösser, desto üppiger die darin stattgefundenen Orgien.

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