Sex: Versauter Montag

Alarmstufe Rot – zumindest, wenn es nach den Fremdgeh-Experten beim Seitensprung-Portal „Gleeden“ geht: Die sagen, dass am Montag nach den Weihnachtsferien mit allerhöchstem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist. Warum das so ist – und was wir daraus für nächstes Jahr lernen können. Denn 2018 kommt bestimmt.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Man kann ganz froh sein, dass dieser Höllen-Monat endlich in seine zweite Hälfte geht.

von Gabriele Kuhn

über den "Monat der Untreue"

Mitte Jänner ist’s und man kann ganz froh sein, dass dieser Höllen-Monat endlich in seine zweite Hälfte geht. Wozu dieses Jänner-Bashing, werden Sie sich vielleicht fragen. Darauf antworte ich nur: Halten Sie sich fest, setzen Sie sich nieder, holen Sie sich das Riechsalz und erwägen Sie allenfalls, einen Privatdetektiv anzuheuern. Denn brandneuen Erkenntnissen zufolge gilt der Jänner als „Monat der Untreue“.
Wem wir diese „neuesten Erkenntnisse“ zu verdanken haben? Der „außerehelichen VermittlungsseiteGleeden, deren Portal nach eigenen Angaben „jedes Jahr im Jänner hoch angesehen wird und die meisten Verbindungen verzeichnet“. O-Ton der brisanten Pressemitteilung, die am 4. Jänner in mein Mail-Postfach flatterte: „Für 2017 wird ein besonderer Tag am riskantesten für Pärchen sein. Es handelt sich um den 9. Januar. Laut der Daten der letzten Jahre scheint tatsächlich der Montag nach den Weihnachtsferien der Schlüsseltag der Untreuen zu sein. Am Montag, den 11. Januar 2016 zeigte die Vermittlungsseite sogar eine Erhöhung der Registrierungen von 320 Prozent auf.“ – Schluck.

An dieser Stelle brennt sich dem Pressemitteilungs-Leser eine Frage ins Hirn: Warum nur? Fieberhaft sucht man also nach den Gründen dieses fatalen Tuns – und sieh’ an, auch da hat Gleeden einige ergänzende Worte parat: „Für Pärchen soll das Fest am Ende des Jahres erstickend sein und ein dringendes Bedürfnis, seine Freiheit wiederzugewinnen, kommt auf.“ Oja, ich sehe sie im Geiste, all die von Schwiegermüttern und Krawattengeschenken erstickten Herren, deren Lendenjucken während des Christbaumschmückens nur mühsam unterdrückt werden konnte. Die am Christtag ihre Libido mit dem Verzehr fetter Gänse in Schach hielten und die am Stefanitag einzig durch eine Runde Onanie der Lust-Alarmstufe Rot entrinnen konnten. Ich sehe sie, wie sie am ersten Montag nach den Weihnachtsferien beinahe atemlos aus dem Haus rasen, – der Wonne entgegen. Um an den PCs ihrer Arbeitsplätze mit fliegenden Fingern die Adressen diverser Seitensprungportale zu googeln, und sich dort dann mit so klingenden Namen wie „BigDick“, „GeilerLumpi“ oder „Geil4ever“ anzumelden. Bilder und Vorstellungen, die eine akute Jänner-Depression auslösen, werden von Gleeden dann noch mit folgenden Sätzen befeuert: „Wenn sich Mitglieder auf der Vermittlungsseite anmelden oder wenn diese mehr Zeit darauf verbringen, möchten sie etwas Außergewöhnliches in ihren Alltag bringen. Und die Routine kann belastend, sogar bedrückend sein – vor allem nach dieser besonderen, der Familie gewidmeten Phase. Dieses Phänomen ist also das Ergebnis eines menschlichen und gerechtfertigten Bedürfnisses: sich vergnügen und an sich zu denken.“ Zu guter Letzt, ein Ratschlag der Fremdgeh-Experten: „Die Botschaft ist glasklar: Wenn Sie die Untreue fern von Ihrer Beziehung halten wollen, behalten Sie Ihre(n) Partner(in) am Montag, den 9. Jänner bei sich.“ – Ja. Welch Lichtblick am Ende eines desillusionierenden Texts, demnach müsse man also in der Tat nur an diesem einen bitterbösen Tag ein Auge auf den/die andere(n) werfen, und die restlichen 364 Tage dann eh wieder nicht. Man bringe die Keuschheitsgürtel! Und beachte dennoch den Bauernkalender, in dem es heißt: „Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.“

gabriele.kuhn@kurier.at

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