Sex: Lust, Luxus und Schweißperlen

Der Auftrag lautete: „Schreib doch bitte etwas über Luxus!“. Womit für mich ein kleiner Gedankenausflug begann – in das Universum der Porsche- und Schwanzfedern- Besitzer, in den Kosmos der Sugar Daddys und Balzenden. Und irgendwann landete ich etwas unsanft beim Thema „Sex mit Haushaltsgegenständen“. Schöne, bizarre Welt. Dabei kann Luxus so einfach sein.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Von Tag zu Tag fällt es mir schwerer, auf dem Niveau meines blauen Porzellans zu leben.

von Gabriele Kuhn

Sex mit Haushaltsgegenständen

as Leben ist manchmal kompliziert: Wie Sie ja selbst sehen können, ist diese Ausgabe der dem Thema Luxus gewidmet. Folglich trat man seitens der Redaktion auch an mich rechtzeitig heran – mit der Bitte, in dieser Kolumne „eventuell irgendwas mit Luxus“ zu schreiben.

Na gut, dachte ich mir, „irgendwas mit Luxus“ wird sich schon finden, tat die Beine auf den Tisch und lungerte gedankenverloren im Büro herum. Starrte auf meine zehn Jahre alten Stiefeletten – in der linken Hand einen billigen Kuli, in der rechten ein Glas mit Vitaminbrause, vor mir Taschentücher. Ich fühlte mich verschnupft. „Von Tag zu Tag fällt es mir schwerer, auf dem Niveau meines blauen Porzellans zu leben“, fiel mir Oscar Wilde ein und zählte Schweiß- statt Champagnerperlen. Schließlich gab ich in die Google-Suchmaske die Begriffe „Sex und Luxus“ ein: Auf Platz 1 der Suchergebnisse rangierte die Anfrage aus einem Leserforum: „Sex gegen Luxus (Ich 20, er 45)?“

Darin ging es um das Geschäft mit den sogenannten Sugar Daddys – Herren im Herbst des Lebens, die sich den sexuellen Frühling mit finanzieller Großzügigkeit anlachen. Ja, ja, dachte ich mir und blieb schließlich bei den vielversprechenden Worten „prächtige Schwanzfedern“ hängen. Das klang im Kontext von Luxus nicht unspannend. Bei fortgesetzter Lektüre lernte ich, dass Forscher der University of Texas in San Antonio zum Thema „Männer, Porsche, dicke Uhren“ etwas Neues herausgefunden hatten: Nämlich dass die Herren gerne prahlen und prassen, um sich schnellen Sex zu sichern. Es gilt die Formel: Je notgeiler, desto spendabler. O-Ton aus dem Spiegel-Online-Artikel: „Die prächtigen Schwanzfedern des Pfaus sind ein Paradebeispiel aus dem Tierreich dafür, wie ein verschwenderisches Signal eingesetzt werden kann, um das andere Geschlecht zu beeindrucken.“ Umgelegt auf Homo testosteronsis klingt das dann so: „Designerkleidung, exklusives Parfum oder Luxusuhren sind speziell für Männer interessant, die nach flüchtigen erotischen Begegnungen suchen. Wurden ihre Gedanken zuvor auf eine solche Affäre gelenkt, war der Effekt besonders stark. Männer hingegen, die entweder zu ernsteren Beziehungen neigten oder über eine solche nachdachten, ließen sich seltener zum Luxus-Shopping hinreißen.“

Exakt an dieser Stelle musste ich an all die Langzeit-Beziehungs-Herren denken, die nach jeder kleinen Shopping-Sause ihrer Partnerinnen fragen: „Aha! Was hat das wieder gekostet“? Und so, als würde das Schicksal mit dem Pflock winken, landete das nächste Google-Suchergebnis in meinem Aufmerksamkeitszentrum – dessen Titel: „Mit diesen Haushaltsgegenständen peppen Sie den Sex auf.“ Simple Botschaft: Es braucht kein teures Erotik-Spielzeug vom Sextoy-Versand, stattdessen würden Alltagsgegenstände wie Staubwedel, oder schleudernde Waschmaschine reichen. Und (!) Strumpfhosen als Alternative zu teuren Fesseln und als Spielvariante während eines Blowjobs. An diesem Punkt hörte ich dann auch sehr gerne wieder auf zu lesen und dachte an Mae West und ihren Luxussager Zuviel von einer guten Sache kann wundervoll sein. Was auf mancherlei zutreffen mag, aber eher nicht auf Strumpfhosen beim Blowjob.

gabriele.kuhn@kurier.at

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