Listig, Lustig, Liste

Das Netz ist gespickt mit Rankings und Listen, mit deren Hilfe Menschen näher gebracht werden soll, was sie tun oder nicht tun könnten, was sie kaufen, probieren, erwägen oder ablehnen sollten. Aber wozu?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Offenbar steht das halbe Land auf Dinge, die wir nicht zu denken wagen, denn nur so lassen sich solche Listen erklären

von Gabriele Kuhn

über Sex-Listen

Oft, wenn es um Sex geht, sind Ratschläge in der Art von „Fünf Dinge, die Sie nicht/unbedingt/vielleicht/unter gar keinen Umständen/dringend tun sollten“ nicht allzu weit. Die ultimativen Sex-Tipps-Rankings also, die dem durchschnittlich sexuell aktiven Menschen stets das eigenartige Gefühl geben, irgendwas falsch zu machen oder aber völlig daneben zu sein, weil man von all den Dingen, die in manchen dieser Rankings stehen, noch nie im Leben gehört hat.

Fünf ultimative Dinge

Als Beispiel ein Punkt aus der Liste „Fünf Dinge, die Sie mit Ihrem Sexspielzeug unbedingt tun sollten“, veröffentlicht in einem Männerportal: „Desinfizieren Sie Ihren Masturbationsschlauch stets, bevor Sie ihn erneut verwenden.“ Da sitzt man dann da und ist entweder angeekelt oder ob seiner unendlichen Einfallslosigkeit sowie Experimentierunlust total verunsichert. Weil man natürlich den Eindruck bekommt, das halbe Land hätte zumindest einen Masturbationsschlauch daheim herumkugeln und wartet deshalb schon dringend auf das Erteilen weiterer Masturbationsschlauch-Ratschläge. Wodurch sich noch eine Frage stellt: „Warum, zur Hölle, ich nicht? Habe ich etwas versäumt? Bin ich schon zu alt? Oder wurde ich zu konservativ erzogen?“ Das scheint noch nicht alles zu sein. Offenbar steht das halbe Land auf Dinge, die wir nicht zu denken wagen, denn nur so lassen sich Rankings wie „Fünf Fakten, die Sie im Umgang mit Reitgerten kennen müssen“ erklären. Fragt man dann, durchaus verunsichert, in einer diskreten Sekunde den besten Freund, ob er schon mal, ähem – peinlich, aber wichtig – mit einer Reit..., ähem, Gerte…, dann ist da nur eines: ein leerer, leicht indignierter Blick. „Was? Wie? Ich? Neiiiin! Niemals! Aber warum fragst ausgerechnet du das?“ An dieser Stelle verflüchtigt sich die Unterhaltung im „Ach nichts, nur so“-Geplätscher. Manches aus dem Land der Listen ist dann wiederum an Banalität kaum zu übertreffen – wie etwa die unlängst entdeckte Liste „Diese fünf Dinge sollten Sie niemals vor dem Sex tun“. Auf Platz 1: Knoblauch und Zwiebel essen. Auf Platz 2: Scharfe Gewürze essen. Auf Platz 3: Zu viel Alkohol trinken. Auf Platz 4: Allgemein zu viel trinken. Auf Platz 5: Direkt vor dem Sex aufs Klo gehen. Sehr spannend, zumal wenig später auf derselben Seite die Liste „Fünf Dinge, die man nach dem Sex sofort tun sollte“ folgt: 1. Wasser lassen 2. Duschen 3. Viel trinken. 4. Baumwollunterwäsche anziehen 5. Kuscheln. Nun ja.

Ebenso nicht sehr erhellend, die Liste „Fünf Dinge, die Männer beim Sex nicht mögen“: 1. Angezogene Frauen. 2. Frauen, die nicht stöhnen. 3. Frauen, die während des Sex ihre Frisur überprüfen. 4. Kein Licht im Schlafzimmer. 5. Karierte Pyjamas. Ach. Und dann gibt es natürlich Listen, die gleich auf den ersten Blick dermaßen absurd erscheinen, dass man sie entweder sofort mit einem „wie absurd“ wegklickt oder aber gerade deshalb hineinschaut (vielleicht ist das ja der Clickbaiting-Trick). Wie etwa „Fünf Dinge, die mit deinen Brüsten passieren, wenn du keinen Sex mehr hast“. Da steht dann an erster Stelle: „Die Wahrscheinlichkeit eines Nippel-Orgasmus sinkt“ und an dritter Stelle: „Sie könnten kleiner werden.“ In solchen Momenten stellt sich natürlich die Frage, aus welchen Erkenntnisecken die Sexlisten-Ausheckerinnen ihre brandheißen, topexklusiven und mitunter brisanten Thesen hervorziehen. Und man kommt zu dem Schluss, dass ein Gegenschlag angebracht wäre – etwa in Form einer Liste, die da lautet: „Fünf Gründe, warum man Sexlisten aller Art auslassen kann“

gabriele.kuhn@kurier.at

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