So nicht, Darling!

Ach, das Fremdgehen! Man tut es – hier, da, dort und auch in China. Ein Geschäftsmann aus Shanghai wittert in verhängnisvollen Affären daher ein Geschäft, mit dem er an die Börse gehen will.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Männer wissen nicht, was sie tun, aber sie tun es trotzdem

von Gabriele Kuhn

über klare Verhältnisse

Jeder fünfte Ehemann betrügt seine Frau – warum sollte das in China anders sein? Auch im Land der aufgehenden Sonne offenbart eine Studie der Herren Vorliebe für die Frühlings-Rolle. Dass das deren Frauen nicht beim Tai Chi wegatmen, ist der nächste Punkt. Der findige China-Mann Shu Xin hat laut Magazin Spiegel gleich eine Geschäftsidee daraus gemacht, mit der er jetzt an die Börse gehen will. Mr. Shu Xin engagiert psychologisch geschulte „Agentinnen“, die sich mit den Geliebten der Männer anfreunden und denen ans Herz legen, sich aus dem Eheleben zu vertschüssen. Im Marketing-Sprech heißt das „maßgeschneiderte Lösungen zur Rettung der Ehe“. Kostenpunkt: 8.000 Euro.

Rettende Herz-OP

Bleibt offen, wie die Haltbarkeitsdauer der paradoxen Intervention ausschaut. Und ob das sündteure Maßnahmenpaket sich tatsächlich als rettende Herz-OP entpuppt. Ein typisches Problem ist ja die Wiederholungstäterschaft. Mag zwar sein, dass die Fremdgeher ein paar helle Momente lang reuig in den Schoß der Angeheirateten angekrochen kommen, doch meist hält die (T)Reue kein Jahr. Verlockungen sind immer und überall, genauso wie willige Frauen, die auf das Wildern in fremden Revieren abfahren. Eh logisch: Auf so einem Ehemann pickt das Beziehungs-TÜV, er schmutzt nicht und performt beim Fremd-Vögeln auf Fünfstern-Niveau. Umgekehrt ist so eine Affäre für ihn wie ein Erfrischungstuch – ideal für heiße Tage, sonst: wisch und weg, fick und weg. Und die Ehefrau? Die sollte höchstpersönlich klare Verhältnisse schaffen und das nicht an Dritte delegieren. Doch wie tun? Beleidigt sein und das Opfer geben – ein No-Go, das keine Frau auf dieser Welt nötig hat. Zentrales Herzstück ist vielmehr eine präzise Analyse der Geschehnisse (was, zugegeben, nicht immer einfach ist) – verbunden mit den 3 Ws: Was war wirklich? Hat sich der Ehemann aushäusig verknallt, oder hat er schlicht aushäusig geknallt? Lief das über Monate oder lief’s nach dem Motto „Einmal ist keinmal“? Je nach Intensität der Affäre, fällt die Reaktion anders aus. Stimmt, auch ein zufällig entdeckter One-Night-Stand kann schmerzen. Aber: Shit happens, Grund für eine Schmonzette mit dramatischem Ausgang ist das keiner (außer Mr. Big ist serieller ONS-Experte). Diskutiert sollte der Vorfall allemal werden – zumal Männer solche Gespräche hassen. So ein Schatz, wir sollten länger reden ist etwas, das er nicht so rasch vergisst. Wobei – Männer sind perfekt darin, sowas situationselastisch aus dem Langzeitgedächtnis zu eliminieren. Außerdem agieren viele aus der Lende heraus: Sie wissen nicht, was sie tun, aber tun es trotzdem. Mitunter werden die Affären zum State of the Art. Frauen sollten da sehr klar und entschlossen sein. Sagen, was das mit ihnen macht. Zugleich gilt es, Grenzen abzustecken, um zu sagen: Stopp. So gehst du mit mir nicht um. Eine Frage des Selbstwerts. Frauen müssen aufstehen und sich sagen trauen: Nein. Nicht mit mir. Was nicht funktioniert: das Täter-Opfer-Muster. Was funktioniert: eine tiefgehende Rundum-Analyse der Lage und der Ehe. Wo schlummert Unzufriedenheit, wo fehlt die Zeit füreinander, wo haben sich zwei auseinandergeliebt? Ja, Monogamie ist ein verdammt hartes Geschäft. Man muss schon bereit sein, hart dafür zu arbeiten.

gabriele.kuhn@kurier.at

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