Mach's mir, Maschine
...der Sex-Roboter als Fuck-Buddy klopft schon an der Schlafzimmertür.
Es geht ja alles so schnell. Was gestern war, gilt heute nicht mehr. Was heute ist, wird morgen so verdammt retro sein. Auch beim Sex. Dabei galt das Schlafzimmer recht lange als Hort des zeitlos Schönen (oder auch: zeitlos Unschönen, oder auch: zeitlos Durchschnittlichen): Die Menschen bumsen – was wird sich daran je verändern? Als diese Frage erstmals aufkam, begannen die ersten zarten Sex-Chat-Versuche im Netz, Porno-Plattformen konstituierten sich und auf Erotikmessen wurden die ersten virtuellen Befriedigungstools vorgestellt. Vibratoren sahen zunehmend aus wie Steuerungssticks von Raumschiff Enterprise. Man dachte sich: "Na gut, das wird auch wieder vergehen". Weil Geilheit echte Haut braucht, echten Atem, echte Körperflüssigkeiten und echte Menschen.
Sex-Roboter als Fuck-Buddy
Und jetzt? Alles anders. Künstliche Intelligenz gilt als das heißeste Ding der Sexspielzeug-Industrie, der Sex-Roboter als Fuck-Buddy klopft schon an der Schlafzimmertür. Und so sieht man auf den Erotikmessen dieser Welt nicht mehr nur Pärchen, die mit glänzendem Blick an neuesten Handschellenmodellen oder Latexware herumfingern, sondern Herren mit Virtual-Reality-Brillen auf der Nase. Da sitzen sie und fuchteln mit ihren Händen in der Luft herum, weil sie in ihrer computergenerierten Welt tatsächlich glauben, eine Frau zu berühren. Schau hin, da räkelt sie sich, die Kunst-VR-Gespielin und will betatscht, begrapscht, befingert werden. Hallo, Sexobjekt. Der letzte Schrei, vor Kurzem vorgestellt: Ein VR-„Hightech-Puppenkopf“, der intime akustische und visuelle Daten verarbeitet. Den Anwender küssen oder verbal liebkosten können, indem sie ihm Schweinereien ins Ohr flüstern. Ziel der Erfindung: Nähe zu erzeugen – zwischen Mensch und künstlich erschaffenem Sexobjekt. Je echter, desto authentischer, so die Entwickler. O-Ton: „Das Flüstern hat den gleichen Effekt wie die subtile Kommunikation mit einer richtigen Person.“ Und auch zum „ganzen“ Sex-Roboter ist’s nicht weit. Bereits heuer soll es menschenähnliche Sex-Puppen-Roboter zu kaufen geben, die mit einer eigenen App nach Belieben gesteuert werden können. Via Applikation programmiert man den Charakter der Liebesdienerin – von willig bis dominant.
Macht das den Sex nun reicher oder ärmer? Darüber wird derzeit viel diskutiert. Experten sind uneins, welche Rolle künstliche Intelligenz im menschlichen Sexualleben spielen wird. Die Pro-Argumente: Sexmaschinen würden Prostitution obsolet machen und wären etwa im Rahmen von Therapien einsetzbar. Menschen, die Probleme hätten, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, könnte damit geholfen werden. Und überhaupt sei der Mensch bei allen technischen Neuerungen oft viel zu pessimistisch gewesen. Die Kontra-Meinungen: Sex würde auf Objekte reduziert. Es drohe der Verlust von Empathie und sozialen Fähigkeiten. Tatsächlich existiert bereits eine eigene Kampagne gegen Sexroboter, deren Initiatorin Kathleen Richardson unlängst bei einer Konferenz zum Thema meinte: „Sexmaschinen lassen die Idee zu, dass menschliche Beziehungen optional sind und alle Bedürfnisse von Maschinen gestillt werden können. Aber das stimmt nicht. Menschen brauchen andere Menschen.“ Die Kampagne fordert übrigens den Entwicklungsstopp solcher Roboter.
Doch offensichtlich ist es dafür sowieso schon längst zu spät. KI-Experten sind überzeugt, dass Sex-Roboter bis spätestens 2050 ganz normaler Bestandteil der Beischlaf-Realität sein werden. Statt darüber zu jammern, sollten daher Ideen entwickelt werden, wie man damit umgeht.
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