Faszination XXL

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Sex in der Freizeit: Die neueste Weltkarte der Körbchengrößen (ja, das gibt es!) zeigt: Brüste wachsen, die Frauen nicht. Österreich liegt mit Durchschnittsgröße Cup C nicht schlecht. Die Russinnen schlagen alles. Jumbos sind derzeit so gefragt, dass eine ganze Branche damit wunderbar verdient. Die Frage ist nur: Wann platzt die Tittenblase?
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Orientierungssinn ist wichtig – ich bin damit nicht gesegnet und bräuchte ein Navi, um aus einem Park rauszufinden. Eine Art "Navi" gibt es übrigens auch für Brüste. Alljährlich wird die Weltkarte der Körbchengrößen – gleich nach der Penisgrößen-Kartografie – veröffentlicht. Etwas zum Anhalten in einer so unsicheren Welt. Die "World Map of Average Breast Size" zeigt die durchschnittliche BH-Größe aller Länder dieses Erdrunds. Da gibt’s kaum Überraschungen: Wenig erstaunlich gewinnen Russinnen und Skandinavierinnen den Brust-Cup. Da wird der ewige Männertraum vom – zum Beispiel – "Reisebus voller Schwedinnen" also noch um einen weiteren Faktor erweitert. Die Österreicherinnen liegen mit Körbchengröße C auch nicht schlecht in der Hand. Weltweit pendelt sich der Durchschnitt bei Größe B ein.

Fakt ist: Brüste werden nicht kleiner, im Gegenteil, sie wachsen. Unermüdlich. Dies hat nichts damit zu tun, dass sich der moderne Mensch mehr Butterbrote und Schweinsbratln leisten kann oder der Body-Mass-Index steigt. Wer sich ein wenig umsieht, merkt: Gerade die zartesten unter den Fräuleins mutieren zu Gigantinnen der Oberweite. Da ist es wohl zulässig, zu fragen: Wohin führt das? Werden im Jahr 2050 mehr Brüste als Frauen herumlaufen? Werden Brüste zu einem Leistungskriterium? Kommt die genmanipulierte Brust? Oder strebt die zivilisierte Menschheit gerade auf ein Titten-Allzeit-Hoch zu, das sich plötzlich ins Gegenteil verwandelt? Unter uns: Ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis die Oberweiten-Blase platzt.

Egal. Brüsten haftet stets etwas Magisches an. Die beiden US-Forscher Sai Gaddam und Ogi Ogas schreiben in ihrem Online Sex-Report "Klick mich an!" (gibt’s als Buch): "Brüste, ganz gleich wie groß, sind im Rahmen sexbezogener Internetsuche der beliebteste Körperteil, und zwar egal, welches Land wir uns ansehen." Ihre Beliebtheit wurde in zahlreichen psychologischen Experimenten bestätigt. Der Seelenforscher Nicola Gueguen benutzte etwa Polster, um die Brustgröße weiblicher Kolleginnen von Körbchengröße A auf C zuFOTO: verändern. Dann zählte er nach, wie oft sie in einem Nachtklub in Frankreich von Männern angesprochen wurden. Ja, genau ...!

Von Ogas & Gaddam erfahren wir aber auch, dass "nicht alle Männer auf riesige Titten stehen". Für die hat das Internet ebenfalls so einiges parat. Webseiten wie "Flat Chested Coeds" oder "I Love Small Tits" huldigen dem Flachland. In Japan werden Frauen mit kleinen Brüsten "Delicious Flat Chest" genannt – kurz: DFC. Dazu gehören Stars wie Keira Knightley oder Kate Hudson.

Ich bin auch hier ein Fan des Mitteldings. Gerade die XXL-Dimension kann sich als Lebenslast entpuppen. Der Rücken! Das Alter! Die Schwerkraft! Und wenn im Laufe der Jahre Kunsttitten als Zeitzeugnis des Größenwahns übrig bleiben, wirkt das – milde formuliert – traurig.

Dann lieber doch mini – was der US- Comedian Mitch Fatel so kommentierte: "Ich mag kleine Brüste. Die sind eher höflich-zurückhaltend. Nach dem Motto: Hi! Wie kann ich behilflich sein? Große Brüste machen hingegen die Ansage: Tut uns leid, wir schließen in fünf Minuten."

gabriele.kuhn(at)kurier.at

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