50 ways to kill 50 Shades of Grey

So wie Fast Food gibt es „Fast Read“: Bücher, die von den Lesern rasch inhaliert werden, aber ebenso rasch wieder entsorgt. Wohl weil sie sich nicht fesch in der Bücherwand mit Renomee-Literatur machen. Der S/M-Dreier „Fifty Shades of Grey“ gehört hier dazu.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Die Lust geht, der Winter kommt: ab in den Kamin damit.

von Gabriele Kuhn

über "Fast Read"

Vergangenen Samstag hatte ich es ja bereits kurz erwähnt: Der Sado-Maso-Wälzer „Fifty Shades of Grey“ ist zwar ein viel strapazierter Urlaubsbegleiter, allerdings reist er oft mit One-Way-Ticket.

Zur Erinnerung oder wer es noch nicht weiß (was wirklich keine Schande wäre): „Shades of Grey“ ist die Story einer unerfahrenen Studentin, die von einem smarten Millionär und Geschäftsmann entjungfert und ins dunkelgraue Reich von Sado/Maso eingeführt wird. Alles Weitere ist ein pseudoliterarischer Langstreckenflug auf 1.884 Seiten. Nun ergab eine Erhebung, dass der Erotikthriller von seinen Leserinnen (und Lesern???) derzeit zu jenen Werken zählt, die am häufigsten in Hotelzimmern zurückgelassen werden. Was die Betriebe vor ein pikantes Müllproblem stellt. Die britische Hotelkette Travellodge löste das bis dato mit anderen Büchern so, indem diese als Altlasten an Second-Hand-Shops gespendet wurden. Doch was tun mit 22.000 Stück Sado-Maso-Papiermist pro Jahr? Ab in den Restmüll? Gut, aber leider unmöglich: Aufgrund der Buchbindung lassen sich die Bücher nicht einmal recyclen. „SM heißt Sondermüll“, ätzten Redakteure der Süddeutschen. Nur, damit man sich die Dimension dieses Trilogie-Tsunamis ein wenig vorstellen kann: 70 Millionen Mal ging der Hausfrauen-Porno weltweit über den Ladentisch.

Die Lust daran scheint allerdings enden wollend, kaum gelesen, will sich’s niemand zwischen den guten, alten Brockhaus und Vorzeige-Literatur von Karl Kraus, Thomas Bernhard oder Arthur Schnitzler stellen. Was mich nicht wundert – man weiß schließlich längst, dass es bei dem Oeuvre nicht wirklich um das „Wie“, sondern eher um das „Was“ geht. Wer einmal wenig denken, aber allenfalls mehr fühlen möchte, mag mit den „Mein Becken bebt“-Ausflügen ohne poetischen Mehr-Wert gut bedient sein. Ebenso mag sein, dass auf diese Weise so manche Ehe im Drei-Stern-Club auf genitales Fünfsternniveau gehievt wurde. Aber – Tempi passati – die Peitsche geht, der Alltag kommt. An Tag 15 nach zwei Wochen all-inclusive schreit keine Entfesselte mehr nach Handschellen und Lederoutfit, sondern überlegt, wie sie den Nanga Parbat an Urlaubswäsche abarbeitet.

Also wundert es auch nicht, dass eine Facebook-Gruppe namens „50 ways to kill 50 Shades of Grey“ gegründet wurde, um Ideen zur Entsorgung zu sammeln. Okay, mit 283 aktuellen Mitgliedern jetzt auch nicht so der Hype, aber der Wille geht vors Werk.

Was zur Frage führt: Was wirklich tun mit dem bedruckten Papierberg? Meine bescheidenen Ideen (falls Sie bessere haben, nur zu!): 1.) Die Lust geht, der Winter kommt: ab in den Kamin damit. 2.) Zerstückeln, mit Kleister mischen und daraus Kasperlfiguren formen. Warum kein Adult-Handpuppentheater, powered by E.L. James? 3.) In Bucheinbänden von großer Literatur verstecken, um im Notfall partnerloser Zeiten etwas zur Inspiration zur Hand zu haben. 4.) Herschenken – je weniger abgegriffen, desto besser natürlich. 5.) An die Autorin E.L. James schicken, mit der Bitte, nie mehr wieder sowas zu schreiben. 6.) Irgendwo liegen lassen – im Zug, im Bus, auf dem Nachtkastl des Lovers. Oder am Klo der Schwiegermutter.

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