... und manchmal weint sie", Teil 2
Ohne mehr Personal können wir Inklusion nämlich gleich wieder vergessen.
Nach meiner Glosse über eine Volksschullehrerin, die mit zwei schwer behinderten Kindern in ihrer Klasse allein gelassen wird ("Manchmal schreit die Frau Lehrerin und manchmal weint sie…"), schreibt Lehrerin Antonia F.: "Ihre Formulierung, dass uns solche Kinder ,umgehängt‘ werden, ist leider zutreffend. Immer öfter haben wir es mit Kindern zu tun, die in einer normalen Klasse nichts zu suchen haben. Früher kamen solche Kinder in die Sonderschule."
Einspruch, Frau Kollegin, zu suchen hätten solche Schüler in normalen Klassen durchaus etwas, neben schulischer Förderung vor allem das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Umgekehrt könnten dort auch normale Schüler etwas finden, nämlich das realistische Bild einer Gesellschaft, in der es solche und solche Kinder gibt, und die endlich den Mut hat, die einen solchen nicht mehr in Sonderschulen zu verstecken. Inklusive Schule nennen wir das. Fragt sich nur, ob die auch etwas kosten darf. Ohne mehr Personal können wir Inklusion nämlich gleich wieder vergessen.
In der (leider) letzten Papier-Ausgabe des I-Journals des Wiener Stadtschulrats konstatiert der für Inklusion in Wien zuständige Inspektor Dr. Rupert Corazza mit Sorge, dass die Berechnung der Lehrer-Ressourcen für Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) auch für die nächsten fünf Jahre von einer Quote von 2,7 Prozent der Gesamtschülerzahl ausgehen werde und dass diese "unrealistisch ist und immer schon war".
Sonst in Europa spricht man sechs bis 10 Prozent aller Schüler eine körperliche und/oder geistige Beeinträchtigung zu. Sie würden den Lehrplan ohne zusätzliches Fachpersonal und – no na – finanzielle Mittel nicht schaffen. Finnland nennt 8,3 Prozent Kinder mit speziellem Förderbedarf, neben fast 4 Prozent Kindern in Sonderschulklassen, in Deutschland sind es je nach Bundesland bis zu 11,3 Prozent. Bei uns muss ab 2,7 jeder Cent aus dem Budget der Regelschule bezahlt werden, da reden wir von Millionen! Oder ist "Inklusion" so zu verstehen: Man hängt sie den Volks- und Mittelschullehrerinnen um, und die sollen sich dann derstessen...? Ostarrichi.org: derstessen: österr. für stolpern, stürzen (oft letal).
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