Tuta leid!
Wie soll so ein Tag noch etwas werden.
Manchmal entpuppt sich so ein neuer Tag ja schon auf den ersten Metern als ausnahmsweise nicht der schönste in deinem Leben. Zuerst steht die U4 (zum Glück hast du 30 Minuten zeitliche Knautschzone eingerechnet, denn die U4 steht inzwischen bekanntlich prinzipiell mehr als sie fährt), dann fallen im Lehrerinnenzimmer hintereinander Kaffeeautomat, Scanner und Kopierer aus.
Also änderst du zähneknirschend das Programm und nutzt das spontan entstandene frühmorgendliche Zeitfenster für das Abarbeiten deiner Mails. Und öffnest dabei Post deiner Lieblingsministerin, gefertigt und unterzeichnet von ihrem Pressesprecher Josef Galley: Sehr geehrter Herr Glattauer! Sie wissen als Pädagoge ganz genau, dass Wertschätzung und Respekt tragende Säulen einer gelingenden Schule sind. Wichtiger als Wertschätzung für die Leistung von 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern und 115.000 Lehrerinnen und Lehrern ist Ihnen aber offensichtlich das schnelle Cash für Verbalinjurien in Buchform. (…) Sein Kolumnistenhonorar verdient man (…) offensichtlich leichter, indem man wider besseres Wissen auch noch die Neue Mittelschule angreift und die wichtige Entwicklungsarbeit der Pädagoginnen und Pädagogen an dieser Schule quasi als Herumgemurkse herabwürdigt. Und das, obwohl Sie wissen, dass zuletzt sogar die EU-Kommission festhielt, dass die Neue Mittelschule erstmals im österreichischen Bildungswesen die Nachteile der frühen Bildungswegentscheidung mit 10 Jahren adressiert, wenn es auch noch keine gemeinsame Schule ist. Angesichts Ihrer „Strategie“ als selbstgerechter Selbstdarsteller kann ich nur festhalten: Wenn die gemeinsame Schule solche Freunde wie Sie hat, braucht sie eigentlich keine Feinde mehr.
Und dieses auf nichts anderes als die sinngemäße Feststellung im KURIER-Interview, dass Claudia Schmied die angekündigte „große Bildungsreform“ nicht nur nicht gestemmt hat – sondern so was von nicht gestemmt hat (oder ist irgendwer anderer Meinung? Eben!). Solcherart psychisch ramponiert schaust du dir später die Mitteilungshefte deiner Lieben durch und liest:
– Leida kan mein sohn nicht fühlfeder. Bis Winter ausferkauft. Tuta leid.
Wie soll so ein Tag noch etwas werden. Ehrlich.
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