Sommerreminiszenzen

Herbst wird’s. Die einen schauen sich wehmütig Urlaubsfotos an, ich blättere in Zeitungen aus dem verwichenen Sommer, glaub mir, das hebt die Stimmung genauso.

So stieß ich auf ein KURIER-Interview mit einer Jugendrichterin, die die Fortschritte beim Jugendstrafvollzug lobte. Als Beispiel nannte sie die bessere Bewachung im Jugendtrakt der Justizanstalt Wien-Josefstadt: Es sei zwar, so die Juristin, Nächtens noch immer nur ein einziger Beamter für die harten Jungs zuständig, aber nun mit dem Auftrag, sich immer wieder „durch unregelmäßiges Räuspern bemerkbar zu machen“. Die Häftlinge würden sich dadurch stets kontrolliert fühlen, „und das hilft jetzt“.

Wie leicht die Kriminalität doch hintangehalten werden kann, wenn du eine zündende Idee hast. Und Personal mit gesunden Kehlköpfen ...

Ein Räusperer zur rechten Zeit hätte auch jenem Straßenbahner der Linie 60 gutgetan, der in den letzten Hitzetagen des August während der Fahrt – einnickte. Und zwar im rundum fließenden Verkehr vor der Ampel an der Station Dommayergasse. Und ich mitten drin und eh schon spät dran. Nach gefühlten fünf Grünphasen, in denen sich nichts rührte, ging ich zur Fahrerkabine um nachzusehen, erkannte die prekäre Lage und räusperte den jungen Mann höflich aus dem Schlaf, in den er gefallen war.

– Kömma jetzt dann eh weiterfahren, Chef?

Der nach einigem Recken und Strecken:

– Aber jetzt is Rot.

– Ja, und zwar zum fünften Mal seitdem Sie da stehen.

Leider hilft das Prinzip Räuspern in unseren Klassen eher nicht.

– Warum schreien Sie schon wieder, Herr Lehrer, Oida?

– Weil du nicht reagierst, wenn ich normal rede.

– Was haben Sie denn gesagt?

– Meinst du das grad vorhin, das vor fünf Minuten oder das die anderen zehn Mal in der Stunde?

– Sie sagen eh immer dasselbe.

– UND WARUM TUST DU’S DANN NICHT ENDLICH?!?

– WENN ICH NICHT WEISS, WAS, OIDA!

Wie gesagt, Herbst ist.