Sexy und sexistisch

Sexy ist noch lange nicht sexistisch.

über die Sexismusdebatte

Eigentlich wollte ich für heute über Frontalunterricht schreiben, jetzt aber Schubumkehr, weil wohin ich komme, Sexismusdebatte. Anlass: Ein Werbesujet der Wiener Linien. Es zeigt zwei elegant gekleidete Frauen in einem Bus, die sich kichernd über einen männlichen Fahrgast unterhalten. Besser gesagt: über seinen Knackarsch. Der Mann, lässig in Jeans, hält den beiden Frauen den Rücken zugewandt, also den K...a... Kopf hat er keinen, der Body endet auf Brustwarzenhöhe. Über den Frauen der Text: Ich sag doch, du solltest mehr Bus fahren.

Und jetzt stell dir vor umgekehrt, so höre ich Männer plötzlich überall die Sexismuskeule schwingen, zwei Männer im Anzug, der eine feixend zum anderen: Ich sag doch, du sollst mehr Bus fahren. Daneben in Gesichtshöhe ein Frauenhintern, darüber vielleicht noch ein Stück Arschgeweih. Der Kopf der Frau abgeschnitten, weil unnötig. Dürfte ein solches Plakat sein? Na nie! Welche Rechtfertigung gebe es dann für das betreffende?

Jede, meine Herren! Was sagt denn das Bild anderes als: guter Arsch, fällt auf, gefällt. Welcher Mann muss sich dadurch belästigt fühlen? Welcher das hochkommende Angstgefühl niederringen, angequatscht, angegrapscht und am indischen Ende der Skala gar vergewaltigt zu werden? Eben. Und völlig zu Recht hat der Werberat die Beschwerde eines Öffi-Kunden wegen sexistischer Werbung abgewiesen. Sexy ist nämlich noch lange nicht sexistisch. So, das habe ich jetzt quasi hauptberuflich gesagt. Ich bin nämlich, im Ernst jetzt, an meiner Schule der „Gender-Beauftragte“, eine kleine, aber feine Funktion, die es seit heuer an allen NMS in Wien verpflichtend gibt. Und so klein eh auch wieder nicht. Geschehen jetzt mitten im 8., Hauptschule:

– He, meine Liebe, können Sie mir sagen, wo das Zimmer des Herrn Direktors ist?

– Sollten Sie mich meinen, ich heiße nicht he, ich bin nicht Ihre Liebe, und wir haben eine Frau Direktorin.

– Eine Frau? Jetzt wundert mich nichts mehr… und ankeifen können S’ Ihre Schüler, gell?

Frontalunterricht kommenden Montag, versprochen.

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