Schule – und der Rest des Lebens: Schulstart mit Kevin
Nichts passender heute zum Schulstart ins neue Jahr als eine Geschichte von gestern, denn dass Schule dem Leben hinterherhinkt, ist so etwas wie ein Naturgesetz, siehe Tafel, siehe Latein, siehe Neugebauer. Da ist also vor Weihnachten im schwedischen Hudiksvall der 11-jährige Kevin Hansson dadurch aufgefallen, dass er um sein Taschengeld Spielzeugautos gekauft und im städtischen Krankenhaus an Kinder verschenkt hat. Unsereinen verblüfft das doppelt, weil a) es gibt sie also noch, die Musterkinder, wenn auch weit weg, und b) sie können sogar Kevin heißen. Bei meinen Lesungen geht das Prusten schon los, wenn ich den Namen nur erwähne, und gern bringe ich Anekdoten wie jene, in der sich ein Kevin anbot, die behördlich gesperrten Klassenfenster mittels Dietrich zu öffnen.– Woher hast du denn das? – Von meiner Mutter.– Aha. Und wozu verwendet deine Mutter so etwas?– Manchmal macht sie damit die Wohnung von der Oma auf. Nachschauen, ob der Opa schon tot ist. "Kevinismus" (O-Ton GUITAR zu Neujahr) geht natürlich auch anders. In seinen "Gedanken für den Tag" auf Ö1 ließ kürzlich der Kinderpsychiater und Schriftsteller Paulus Hochgatterer einen fiktiven Lehrer einem fiktiven Kevin an den Kopf werfen, schon der Name sei ein "Risikofaktor". Spätestens da fühlst du mit dem Kind, benannt im Übrigen nicht nach der Nervensäge aus dem Film, sondern nach einem hoffentlich weniger verhaltensauffälligen Fußballer (und Arnautovic heißt ja schon einmal nicht Kevin).Als Draufgabe jetzt ein Geheimnis: Die Kevins meiner Texte heißen meistens gar nicht Kevin. Vorname zum Schutz des zitierten Kindes geändert. Der Kevin mit Dietrich z. B. heißt Christoph und arbeitet inzwischen erfolgreich bei einem... nein, nicht Schlüsseldienst, sondern Glaser.Niki Glattauer ist Lehrer und Autor
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