Pfingstwunder

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Sie können sich zwar vorstellen, was sich innergewerkschaftlich jetzt abspielen wird, aber ich stehe dazu.

von Niki Glattauer

über das Pfingstwunder

Ich würde es ja als Pfingstwunder bezeichnen. Nein, nicht das 0:0 gegen Deutschland beim Song Contest, sondern die heimische Schulpolitik. Zuerst Vorarlberg (wie der KURIER berichtete, will das Ländle komplett auf Gesamtschule umstellen), und jetzt sprach sich zum ersten Mal auch der mächtige, der ÖVP nahestehende Bundeschef der PflichtschullehrerInnengewerkschaft, Paul Kimberger, für die gemeinsame Schule aller 10- bis 14-Jährigen aus. Er tat es mir gegenüber und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte :-).– Darf ich das veröffentlichen?– Ja, dürfen Sie. Sie können sich zwar vorstellen, was sich innergewerkschaftlich jetzt abspielen wird, aber ich stehe dazu.

Kimberger wörtlich: "Da (gemeint die AHS-Gewerkschafter) wird zurzeit jede Reformidee verweigert. Solange das so ist, sehe ich als einzige Lösung die Auflösung der AHS-Unterstufe und die gemeinsame Schule für alle." Zum ersten Mal aus dem Mund des führenden Christgewerkschafters. Na bumm! Aufmerksam geworden war ich auf den Paradigmenwechsel, als ich in der Gewerkschaftszeitung aps Kimbergers "Seite des Vorsitzenden" las, auf der Kimberger, selber Mathematiker, zunächst "die unreflektiert negative Kritik" an den NMS anprangerte, ihre "pädagogischen Prinzipien" als "grundsätzlich in die richtige Richtung" gehend bezeichnete, jedoch auf das Fehlen einer sozialen Mischung hinwies und in diesem Zusammenhang schrieb: Solange die AHS-Unterstufe in der derzeitigen Form existiert und weiterhin jegliche Reformidee und die Beteiligung an der NMS ablehnt, wird diese Herausforderung wohl nur mit einer differenzierten, gemeinsamen Schule zu lösen sein.

Hm, dachte ich, was heißt "solange"? Ich rief ihn an:– Lieber Kollege Kimberger, ich würde ja meinen, s o l a n g e die AHS-Unterstufe in der derzeitigen Form existiert usw., wird diese Herausforderung eben n i c h t zu lösen sein. Oder meinten Sie das und meine Gewerkschaft ist jetzt plötzlich f ü r die gemeinsame Schule?– Genau das habe ich gemeint. Kimberger: "Abseits jeder Sozialromantik – die Fakten sprechen gegen die derzeitige Form und für die gemeinsame Schule." Hab ich’s nicht gesagt? Pfingstwunder!

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