Schule: Kein Grund zum Freiern ...

Gesichter einer Schule
In einer mir bekannten 4C wurde der „Wiener Lesetest 2012“ durchgeführt.

Auch wenn meine Präsidentin in diesem Zusammenhang gern von einer „Leseoffensive“ spricht, muss ich doch sagen: Vom Messen allein wird das Kalb noch nicht fett. Überhaupt dann nicht, wenn unsere Kälber regelmäßig vergessen, wo ihre Weide ist. So scharrten in dieser Klasse lediglich 13 der 24 Schülerinnen in den Startlöchern ihrer „geistigen Rennbahnen“ (© Manfred Spitzer), als die Kollegin mit Stoppuhr bewaffnet zur Bearbeitung der Lesebögen aufrief. Immerhin fand sie dadurch aus­reichend Zeit für eine persönliche Einschätzung des Tests.

Ergebnis: durchwachsen. Bei einem der rund 20 Texte ärgerte sie sich über sechs falsche Konjunktive, dafür stammte zum Ausgleich ein anderer von Jürg Schubinger, eh einem der größten Schreiber dieser Galaxis. Bei einem Grimm-Märchen mit Wörtern wie Freier, Galgenschwengel und Gemahl verkamen die geistigen Rennbahnen von Kevin, Ayse & Co. allerdings bald zu Trampelpfaden. – Frau Lehrer, da ist ein Fehler. Da steht Freier. Aber es soll Feier heißen, oder? – Wenn du ein Wort nicht kennst, geh nach dem Sinn! – Wohin soll ich gehen?

Ein Sachtext behandelte die „beliebtesten Freizeitbeschäftigungen“ in Österreich. Und interessant: Von 1995 bis 2007 gab es auf den ersten vier Plätzen in wechselnder Reihenfolge stets die gleichen Nennungen: Fernsehen, Radio hören, Telefonieren und Zeitung lesen. Eine Nennung, die 1957 noch auf Platz 5 lag, fehlt inzwischen ganz: mit Kindern spielen … Wenn Sie mich fragen, erklärt dieser Umstand die Leseschwäche unserer Kinder besser als jede Auswertung jedes Tests. Apropos: Ab Mittwoch wird bei uns für PISA getestet. Rein testmäßig kann also nichts mehr schiefgehen. Das heißt, wenn bis dahin auch noch die Arbeit des Herrn Schulschwänzbeauf­tragten Früchte trägt ...

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