Römische Verschwörung

Ein Mal noch „ Reli“, weil das Thema mein ePost-Fach überquellen lässt. Schon klar, nicht überall, wo der liebe Gott drauf steht, ist er auch wirklich drin. Beispiel die Postille „Gute Nachrichten“ der „Vereinten Kirche Gottes“. Die warnt nämlich in ihrer letzten Ausgabe vor nichts Geringerem als einer aktuellen EU-Verschwörung unter der Führung Italiens gegen das liebe Jesulein.

Was sich so liest: „Es gibt nicht viele Dinge im Leben, auf die man sich verlassen kann. Doch auf die Prophezeiungen der Bibel ist Verlass. (…) Hier ist offenbart, dass Europa unerwartete Veränderungen bevorstehen, weil sich eine letzte Union europäischer Nationen dem wiederkehrenden Jesus Christus entgegenstellen wird.“

Dann geht der Autor, wie der Lateiner sagt, medias in res: „Die Prophezeiungen der Bibel offenbaren einen Aufstieg einer Supermacht, die sich aus zehn Nationen in Europa zusammensetzt, an deren Spitze ein Diktator stehen wird, den die Bibel „Das Tier“ nennt. Diese letzte Wiederbelebung des Römischen Reiches wird eine noch größere Gefahr für den Weltfrieden darstellen als das Dritte Reich. Weil sie nicht durch Eroberung europäischer Länder, sondern durch deren freiwilligen Zusammenschluss entsteht.“

Das musst du ja zwei Mal lesen, bevor du es nicht glaubst. Aber jetzt schau, was in einer Privatschule in Salzburg passiert. Dort geht es dem 16-jährigen Sohn einer italienischen Familie zurzeit nämlich gar nicht gut. Ein Mitschüler, wie sich herausstellt, Sohn eines „Gute Nachrichten“-Abonnenten, hetzt die Klasse gegen ihn auf und bezieht sich dabei offen auf den vermeintlich bevorstehenden italo-europäischen Angriff auf den Weltfrieden. Schlimm genug. Was aber sagt, von der Mutter des gemobbten Schülers um Hilfe gebeten, der zuständige Klassenvorstand dazu? Sagt, dass in seiner Klasse „Glaubensfreiheit herrsche“ und dass er „gegen eine g e s u n d e EU-kritische Haltung seiner Schüler sicher nichts unternehmen“ werde. Die Mutter: sprachlos plus Mail an den KURIER mit der Bitte um Bekanntmachung.

Gern. Auch, weil manche immer behaupten, Privatschulen hätten die supersten Lehrer.