ÖVP für mehr Ganztagsschulen

Seltenheitswert: In nicht einmal jeder fünften öffentlichen Schule gibt es ein ganztägiges Angebot für Kinder
Eltern sollten bis zu 100 Euro dafür zahlen. Und Finanzministerin Fekter sollte Geld für zusätzliche Lehrer geben.
Karin Leitner

Karin Leitner

Zwangstagsschule. Als solche sah die ÖVP einst die von der SPÖ propagierte Ganztagsschule. Umso bemerkenswerter ist die Ansage von ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon via KURIER: „Der Bedarf an Ganztagsschulen ist viel höher als das, was wir bieten. Derzeit sind nur 18 Prozent der öffentlichen Schulen ganztägig. Das reicht bei Weitem nicht."

So drängt Amon darauf: „In zumutbarer Entfernung vom Wohnort soll es ein ganztägiges Angebot geben – bis zum Ende der Unterstufe." Eine Ganztagsschule pro Bezirk ist laut Amon bei großen Bezirken zu wenig: „Wir müssen uns anschauen, in welchem Einzugsgebiet man Ganztagsschulen braucht." Größere Schulen sollen einen halbtägigen und einen ganztägigen Zweig anbieten, so Amon.

Die Folge von mehr Ganztagsangeboten wäre: Lehrer müssten länger in der Schule sein als derzeit. „Man täte sich leichter in der Umsetzung mit einem neuen Lehrerdienstrecht." Da sich die Verhandlungen schleppen, will Amon zusätzliches Personal – von Lehrern bis Freizeitpädagogen – einstellen.

Dafür sei mehr Geld nötig: Da ist laut Amon seine Parteikollegin, Finanzministerin Fekter, gefragt. Zudem sollten die Eltern 70 bis 100 Euro pro Monat beisteuern. „Das ist vertretbar, weil sie Kosten für Nachhilfe und Betreuung sparen." Die SP-Bildungsministerin Schmied solle bald einen Plan mit den Landesschulräten ausarbeiten.

Kein Schwenk

ÖVP für mehr Ganztagsschulen

Wie passt das zur Parteilinie? Frontmann Spindelegger hat erst im Juni gegen die Ganztagsschule gewettert; sich dagegen verwahrt, dass Eltern „Kinder so früh wie möglich den ganzen Tag in einer staatlichen Einrichtung abgeben". Amon sagt, er sei mit Spindelegger eines Sinnes: „Es geht um Wahlfreiheit. Niemand wird verpflichtet, sein Kind in eine Ganztagsschule zu geben."

Sein Wunsch nach mehr Ganztagesangebot sei auch kein Schwenk Richtung Gesamtschule: „Das muss man auseinanderhalten." Dass Tirols Landeshauptmann Platter für die Gesamtschule plädiert, kommentiert er trocken: „Ich kann das nur zur Kenntnis nehmen. Die ÖVP hat mit der SPÖ vereinbart, die ,Neue Mittelschule` bis 2018 flächendeckend umzusetzen. Und das Gymnasium bleibt. An dieser Position hat sich nichts geändert."

Davon, die Bevölkerung über die Gesamtschule abstimmen zu lassen, hält Amon: „Nichts. Wir sollten nicht zu jedem Thema ein Plebiszit machen. Wir haben gewählte Volksvertreter." Und so will er auch nicht, dass die Bürger darüber befinden, ob es wieder Studiengebühren geben soll – das hatte zuletzt ÖVP-General Rauch angeregt. Gegen einen Abtausch – die SPÖ sagt Ja zu Studiengeld, die ÖVP zur Gesamtschule – ist er ebenfalls: „Das soll man nicht verknüpfen."

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