Migranten und andere Krüppel

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Viele Promis im Rat, aber keine einzige Lehrerin oder sonst ein Bildungsexperte.

von Niki Glattauer

über den "Migrationsrat"

Weil ja der heuer von der Regierung ausgerufene verlängerte Fasching auch nicht ewig dauern kann (Motto: Wie bringe ich dem Volk möglichst lustig bei, dass die Rettung einer Bank wichtiger ist als die Bildung unserer Kinder), heute zur Abwechslung das ernste Thema Migration. Konstituiert sich im Land, lese ich mit Interesse, gerade ein neuer " Migrationsrat". Ich mache mich also schlau und was sehe ich: viele Promis im Rat, aber keine einzige Lehrerin oder sonst ein Bildungsexperte. Da geht es (so Ministerin Mikl-Leitner) "um eine Gesamtstrategie zu der Frage ,Welchen Beitrag kann Migration leisten, dass unsere Systeme sicher und stabil bleiben?‘" – und Schule ist nicht vertreten. Ich fürchte, ich weiß auch warum: Weil die Ministerin dann hören würde, dass einer der Schlüssel am Bund für erfolgreiche Migration die gemeinsame Schule wäre. Oder lassen wir künftig nur Migranten mit Gold, Geld und Gesinde ins Land? Deren Kinder säßen natürlich ungeschaut in irgendwelchen migrationsmäßig erfolgreichen international schools. Alle anderen landen aber in den städtischen Hauptpardonneuenmittelrestschulen und lernen dort eher gebrochen Jugo als ungebrochen Deutsch, was für die Stabilität des Systems auch nicht der optimale Beitrag ist. Statt aber dafür zu sorgen, dass neuösterreichische Kinder eine deutschsprechende Schulumgebung bekommen, tun wir was mit den Kindern? Wir testen sie ununterbrochen. Und weil ich gerade testen sage: Hab ich zuletzt doch geschrieben, dass Kinder, die man heute deppert "ASO-Kinder" nennt (wegen ihres Lehrplans für die Allgemeine Sonderschule), vor 50 Jahren noch "Idioten" bzw. "Krüppel" genannt wurden. Krieg ich jetzt ein Mail des grünen Wiener Bezirksrats Wolfgang Krisch, der mir berichtet, dass im aktuellen Wiener Lesetest ein Text zu bearbeiten ist, indem das Wort "Krüppel" als Bezeichnung für einen körperbehinderten Menschen rund ein halbes Dutzend Mal vorkommt … Da wird also von 10 - und 14-Jährigen amtlicherseits verlangt, das Wort Krüppel "sinnerfassend zu lesen". Und da wundere ich mich, dass in einem 50-köpfigen "Migrationsrat" keine Lehrerin sitzt?

Kommentare