Leider hat Lukas...

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Dem, der die Bohne setzt und erntet, bleiben die Brösel.

von Niki Glattauer

über "Aha"-Erlebnisse

Welcher neue Roman? Sie haben einen Roman geschrieben?

Gut, solcherart Nachfragen (auf eine beiläufige Erwähnung in meiner letzten Glosse) kannst du gar nicht unbeantwortet lassen, schon aus ökonomischen Gründen nicht, immerhin kriegst du als Autor ja satte 10 % von jedem verkauften Buch, das du selber geschrieben hast. Damit hast du es eh auch nicht schlechter erwischt als ein Buckel auf einer Kaffeeplantage in sagen wir Panama: Dem, der die Bohne setzt und erntet, bleiben die Brösel. Selber schuld, hätte der Buckel in sagen wir Panama halt eine Airline oder eine Reederei gegründet oder eine Supermarktkette geerbt, dann hätte er jetzt den Schinken auf dem Brot, statt sich im Gemüse kaputt zu schuften, weil echt jetzt, ich habe Kaffeebohnenpflückerinnen in Panama gesehen, das glaubst du nicht, schauen aus wie lebende Sinuskurven, da schreibst du echt lieber Romane über die Schule.

Ja also, hab ich. Heißt „Mitteilungsheft: Leider hat Lukas …“ ( Kremayr & Scheriau, € 22,–). Ist eine, glaub ich, ziemlich lustige Schulfamiliengeschichte geworden, mit hohem Pointen-Pingpong-Faktor – zwischen Mutter und Fraufessor, Vater und Fraufessor, Vater und Sohn, Bruder und Schwester, zwischendurch mit dem Direktor, aber meistens zwischen Vater und Mutter. Eh klar, weil wenn in Österreich ein Kind zur Schule geht, gehen seine Eltern auch wieder zur Schule.

Sabine, warum streiten wir eigentlich immer wegen nichts ...

Wir streiten nicht wegen nichts, Schatz, wir streiten wegen Lukas und seiner depperten Schule.

Jedenfalls scheint mein „Mitteilungsheft“ in den Wohnzimmern für „Aha“-Erlebnisse zu sorgen. Ist seit elf Wochen in den Bestsellerlisten, mittlerweile in der vierten Auflage, vermutlich, weil Weihnachten kommt und jeder in Österreich seinen ganz persönlichen Lukas zu Hause hat (oder jemanden kennt, der einen zu Hause hat), sprich einen, der a) nix lernt b) nix übt c) ergo dessen in Mathe, Latein oder Englisch quasi nonstop zwischen „Nicht genügend“ und Nirwana steht und dieses d) nicht einmal mitkriegt, weil er 24 Stunden am Tag mit seinem Smart-Trottel beschäftigt ist … Aber was sag ich Ihnen.

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