Kollege Hitzelberger

Integrations-Lehrerinnen sind die Special Agents der Pädagogik.
Niki Glattauer

Niki Glattauer

I-Lehrerinnen sind die Special Agents der Pädagogik

von Niki Glattauer

Integrationslehrer

Auch in unseren Reihen gibt es die Heldinnen des Alltags. Heute soll einer vor den Vorhang, der noch eine Woche frei hat, bevor auch für ihn der Spaß des Lebens wieder beginnt, sprich: die Schule. Harald Hitzelberger heißt er, ist Integrationslehrer in Graz. In unseren Kreisen kennt man den Mann seit Juni aus Eilt-Meldungen der Schulbehörde. Zu lesen darin, dass der Verwaltungsgerichtshof der Beschwerde eines Kollegen – eben Hitzelbergers – gefolgt sei, wonach die Diskriminierung von Integrations-Lehrerinnen in HS, NMS und Polys als „Zweitlehrer“, wie sie u. a. durch die höhere Lehrverpflichtung zum Ausdruck kommt (I-Lehrerinnen arbeiten seit 2001 eine Wochenstunde mehr als alle anderen Lehrerinnen), rechtswidrig sei.

Große Freude! Nicht wegen der einen Stunde, die ab sofort Geschichte ist, sondern weil ich die Behandlung von I-Lehrerinnen als Lehrer zweiter Klasse immer schon für eine echte Sauerei gehalten habe. Ich erinnere mich noch an meinen Ersteinsatz als I-Lehrer (ein solcher bin ich nämlich außer Hauptschullehrer auch noch). Begrüßt mich der Klassenvorstand mit den Worten: „Ah, mein Beiwagerl ist da!“ Hab’ ich gedacht, ich wisch’ ihr gleich mit meinem Butterbrot über die Brille. Um bei der Gelegenheit festzuhalten: I-Lehrerinnen sind nicht Zweit-, nicht Hilfs- und nicht Stützlehrer, sondern im Gegenteil Special Agents der Pädagogik. Die Task Force des Lehrberufs. Richtiger und besser ausgebildet für den Umgang mit jeder Art von Kindern als jeder AHS-Professor. Angekommen?

Noch mehr Respekt vor Hitzelberger aber für einen zweiten mutigen Einsatz. Als sein Direktor den Weltfrauentag würdigte, indem er im Lehrerinnenzimmer fünf großformatige Aktfotos anbrachte (hohoho), klopfte sich Hitzelberger nicht auf die Schenkel, sondern machte die Geschmacklosigkeit öffentlich. Inzwischen arbeitet „der Revoluzzer“ an einer anderen Schule. Der betreffende Direktor nicht. Der bekam vor ein paar Monaten von seinem Landesschulratspräsidenten „Dank und Anerkennung“ ausgesprochen, „für seine Aktivitäten im Bereich Schul- und Qualitätsentwicklung …“

Kommentare