Kampf den "Wildwest"-Strafen an Schulen

Veraltete und kontraproduktive Strafen werden an Österreichs Schulen nach wie vor angewendet.
Winkerlstehen und Nachsitzen sind pädagogisch wenig wertvoll. Neue Schulregeln sollen diesen Methoden ein Ende bereiten.

Winkerlstehen, Nachsitzen, kollektive Bestrafungen: Anachronistisch anmutende Strafen sind an Österreichs Schulen nach wie vor gang und gäbe. Laut Lehrergewerkschaft eine Folge davon, dass die Pädagogen mit der Übernahme von immer mehr Erziehungsaufgaben überfordert sind.

Bundesschulsprecherin Conny Kolmann kritisiert, dass solche Maßnahmen nur kontraproduktiv wirken und bei Schülern negative Emotionen erzeugen. Sie wünscht sich, dass Lehrer auch unter Belastung als Vorbilder agieren und sich notfalls Unterstützung etwa aus der Sonderpädagogik holen.

Auch der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger (FCG), sprach sich im Ö1-Morgenjournal gegen "Maßnahmen aus dem letzten Jahrtausend" aus. Andererseits, so Kimberger, könnten sich Lehrer nicht alles gefallen lassen; aufgrund der Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten würden herkömmliche Disziplinierungsmittel nicht immer ausreichen. Kimberger spricht von "Erziehungsdefiziten": "Die Kinder brauchen von der Schule mehr. Ich denke, dass wir mit den Werkzeugen, die wir momentan als Lehrer zur Verfügung haben, nicht mehr das Auslangen finden."

Rechtsfreier Raum

In den nächsten Wochen wollen sich nun Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter zusammensetzen, um eine Verhaltensvereinbarung zu erarbeiten, an die sich dann Pädagogen und Kinder gleichermaßen halten müssen. Dadurch, so AHS-Elternsprecher Theodor Saverschel gegenüber Ö1, sollen künftig "Wildwest-Methoden" in der Bestrafung vermieden werden.

Auch Lehrergewerkschafter Kimberger ist überzeugt: "Dieses Regelwerk ist dringend notwendig, und zwar auf einer rechtssicheren Basis. Damit die Lehrerinnen und Lehrer genau wissen, das ist möglich und das ist nicht möglich, und sich nicht wie jetzt sehr häufig in einem rechtsfreien Raum befinden."

Im Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sieht man diese Notwendigkeit offenbar nicht. Man könne eine Zunahme von Fällen, in denen umstrittene Disziplinierungsmaßnahmen zum Einsatz kommen, nicht bestätigen. Es habe im Gegenteil viele Rückmeldungen gegeben, dass sich durch die seit mehreren Jahren möglichen Verhaltensvereinbarungen, für die es Richtlinien des Ministeriums gibt und die an jeder Schule von Schülern, Eltern und Lehrern adaptiert werden können, die Situation verbessert habe.

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