Jawohl, Herr Professor

Gesichter einer Schule
Kein Witz: In Zukunft sollen alle österreichischen Lehrerinnen und Lehrer "Professor" genannt werden müssen bzw. dürfen.

Wenn das stimmt, was die APA vergangene Woche zum Thema Lehrerinnendienstrechtsverhandlungen ausgesendet hat, dann geht es in einem nicht unwichtigen Detail um die "Vereinheitlichung der Verwendungsbezeichnung". Klingt trocken, aber jetzt pass auf, was da im Regierungsvorschlag steht (der KURIER berichtete in einem pointierten Satz): In Zukunft sollen alle österreichischen Lehrerinnen und Lehrer "Professor" genannt werden müssen bzw. dürfen, demnach also auch Volks-, Hauptschul- und Poly-Lehrerinnen.

Kein Witz! Da lacht eh schon alle Welt darüber, dass sich österreichische AHS-Lehrerinnen ungeniert und irreführend mit "Herr und Frau Professor" ansprechen lassen dürfen (nicht wenige verzichten aus freiwilligen Stücken darauf), und jetzt beseitigt man die Ungleichheit, indem sich die anderen auch so anreden lassen sollen! Dieter Chmelar würde sagen: Hallo?

Eine mir bekannte Volksschullehrerin heißt bei ihren Dritt- und Viertklässlerinnen seit 40 Jahren Frau Schwaiger. Und wissen Sie, warum? Weil sie so heißt. Von ihren Taferlklasslerinnen pflegt sie sich Martina nennen zu lassen. Und wissen Sie, warum? Erraten.

Als ich mit meiner Klasse eine Woche in Spanien verbrachte, sprach mich ein deutscher Tourist auf der Straße an. Ali hatte mit "Herr Lehrer, darf ich ein Eis?" oder so genervt. Der Mann verblüfft: "Lassen sich Ösi-Lehrer noch immer mit ,Herr Lehrer" anreden?" Schon wollte ich antworten, dass mir von Rechts wegen sogar ein "Herr Fachlehrer" zustünde, da kam mir Moni zuvor: "Nein, wir sagen normal eh alle Herr Glattauer." Ist natürlich auch so. Und ob Sie es glauben oder nicht. Meine Kinder müssen schon längere Zeit nicht mehr "Herr Vater" zu mir sagen. Zum Ausgleich beende ich ein Abendessen aber auch nicht mit den Worten: "Sie dürfen sich jetzt erheben, Herr Sohn und Fräulein Tochter."

Kommentare